Eine Kolumne von Bench aka. Benjamin Bauer. In 5 Kapiteln: Liebe · Leid · Glück · Erfolg · Spaß. 

 

Kapitel 2: Das Leid

 

Ist der Verlust eines innig geliebten Menschen der vielleicht schrecklichste Moment, den wir in unserem viel zu kurzen irdischen Dasein verzeichnen können? Eben jener Augenblick, der sich anfühlt, als wäre man von ganz oben aus einer Riesenradgondel gestoßen worden?

Es gibt viele Gründe, warum sich das Gefühl des Leids und der Einsamkeit plötzlich in einem vor wenigen Augenblicken noch so glücklichen und intaktem Leben plötzlich wendet. Eben dieser Moment, in dem man sich fühlt, als wäre man irgendwo auf einem Autobahnrastplatz ausgesetzt worden – und völlig auf sich allein gestellt. Hervorgerufen durch den Tod oder ein Beziehungsende.

Der harte Schicksalsschlag sorgt dafür, dass wir selbst lange Zeit später noch gegen die Strapazen ankämpfen müssen und nicht imstande sind, daran zu glauben, dass wir uns je wieder davon erholen könnten. Das Leid nagt an uns und verstopft die Endorphin-Pipeline in unserem Gehirn. Außerdem storniert es jegliche Form von Lächeln in unserem Gesicht. Es fühlt sich an, als würde die gesamte Welt unter unseren Füßen zusammenbrechen. Man sieht Tunnel, wo vorher noch Kreuzungen gewesen sind. Man sieht Gewitter, wo vorher noch Sonnenstrahlen waren. Man sieht Dunkelheit, wo vorher noch Licht war.

Die Lebensqualität wird schlagartig komprimiert und die Trauer übernimmt die Kontrolle über unser Herz und unser Denken. Alles, was uns in solch schwierigen Zeiten noch zur Verfügung steht, sind unsere Tränen, unsere Frustration und unsere Wut.

Selbstzweifel machen sich breit und der emotionale Tunnelblick, den wir automatisch installieren, scheint sich nicht mehr erweitern zu wollen – man bleibt beschränkt. Eine Kompensation durch Betäubungsmittel, unkontrollierte Aggressionshandlungen und ein Riesenleck an Grund- und Lebensmotivation sind dann die fiesen Endgegner in dieser Misere.

Weitere traurige Fakten des Leids:
Es gibt kein Sofortheilmittel.
Es gibt kein Rehabilitationsdatum.
Es gibt keine Musterlösung.

Und zu allem Verdruss haben wir in dieser Situation auch noch gratis Scheuklappen verabreicht bekommen. Diese Scheuklappen sorgen dafür, dass wir lieber von einer Klippe springen würden, als Ratschläge von Freunden und von der Familie anzunehmen. Wir verschließen unseren Geist und beschließen, keinerlei Input mehr von außen zuzulassen.

Schicksalsschläge hinterlassen viele signifikante Narben und leider werden diese Narben bei vielen Menschen nie mehr vollständig verschwinden. Letztendlich ist es die Zeit, die solche Wunden zu heilen vermag. Und ehrliche Freunde, die einen in dieser grausamen Zeit solide begleiten. Denn sie dienen als Initiatoren und Zündkerzen, um neuen Lebensmut schöpfen und nach vorne blicken zu können.

Wenn sich dann der Nebel der Traurigkeit nach dem Elend wieder lichtet, öffnet sich das Buch des Lebens und es wird ein neues Kapitel im Existenzindex erstellt.

Die Welt verändert sich. Sie verändert sich schlagartig. Sie verändert sich dann, wenn man neuen Mut gefasst hat und gewillt ist, sich mit sich selbst wieder arrangieren zu wollen.

Ein freier Geist, ein neues Ziel, ein neuer Weg.

Und dann, wenn man womöglich am wenigsten damit rechnet, kommt von irgendwo her die dritte Säule. Das Glück.

Ich für meinen Teil würde mich auch glücklich schätzen, wenn ihr bereit seid, euch in der nächsten FRANNS-Ausgabe wieder meine ehrlichen und auch teils rebellischen Gedanken reinzuziehen.

Euer Bench

 

Die komplette Reihe:
Kapitel 1: Liebe
Kapitel 2: Leid
Kapitel 3: Glück
Kapitel 4: Erfolg
Kapitel 5: Spaß