Eine Kolumne von Bench aka. Benjamin Bauer. In 5 Kapiteln: Liebe · Leid · Glück · Erfolg · Spaß. 

 

Kapitel 1: Die Liebe

 

Böse Zungen behaupten, die Liebe sei nur ein Mythos. Eine chemische Reaktion, die in unserem Gehirn stattfindet, uns blendet und genauso schnell wieder abkühlt, wie sie erhitzt wurde. Ein Großteil unserer Forscher hat den Drang danach, jeglichen Ablauf dieser Welt wissenschaftlich erklären zu wollen und in mathematischen Formeln belegen zu müssen. Wir alle wissen, wie sich Liebe anfühlt, welche Kraft sie entwickeln und welche noch nie da gewesenen Türen sie öffnen kann. Sie ist in der Lage, Wunden zu heilen und sie gibt die nötige Kraft für negative Ereignisse und Schicksalsschläge.

Sie macht Spaß. Sie ist Leidenschaft. Sie ist Lust und vor allem der Wegweiser dafür, um ein glückliches Leben führen zu können.

Man vergisst viele Dinge um sich herum, setzt neue Prioritäten und neue Maßstäbe. Sie krempelt das Leben schlagartig um. Und zwar so schleichend, dass man Mühe hat, überhaupt selbst etwas davon mitzubekommen. Eigentlich ist die Liebe eine pure Form von sensationeller Selbstmanipulation. Sie macht uns auf eine liebliche Art und Weise blind, ebenso schickt sie eben jene berühmten Schmetterlinge in unsere Bäuche.

Wir folgen unseren Gefühlen, ignorieren jegliche Einwände und tun das, was wir für richtig und wichtig halten. Wir nutzen die Liebe als Beschleuniger, Motivator, als Inspiration und als Mittel gegen die Einsamkeit.

Aber überspringen wir einmal das Anfangsstadium und klinken uns dort ein, wo alles, was man sich zu zweit erarbeitet hat, auf die Probe gestellt wird: Damit beziehe ich mich auf die Phase, in der die Routine und der ernüchternde Alltag in das Leben eines bis dahin glücklichen Paares eintritt.

Plötzlich steht das zwischenmenschliche Verhalten und das friedliche Miteinander auf der Kippe und ehe man sich versieht, findet man sich vor der Sprungkante eines düsteren Abgrunds wieder.

Kann es sein, dass die Liebe unseren Verstand so geblendet hat, dass wir erst im Nachhinein feststellen, dass unser Gegenüber eigentlich überhaupt nicht (mehr) der ist und vor allem, nicht mehr so ist, wie man ihn kennengelernt hat?

Wir suchen unser Leben lang nach der oder dem „Richtigen“. Wenn wir dann jemandem begegnet sind, der uns dieses Potential vermittelt, fühlen wir uns mächtig und unsterblich. Leider versuchen wir dadurch auch krampfhaft, unsere Liebe einzuzäunen, damit sie nicht entfliehen kann. Wir versuchen, sie einzig und allein mit unserem Sauerstoff zu versorgen, dabei realisieren wir aber meist nicht, dass wir genau das Gegenteil von dem erreichen, was wir uns ursprünglich dadurch erhofft haben – wir ersticken sie!

Wann ist Liebe eine richtige Liebe und wann ist der Richtige auch der Richtige?

Ist es dann, wenn der Sex unübertrefflich ist? Ist es dann, wenn beide über dieselben Dinge lachen können? Ist es dann, wenn es einfach nur „Klick“ macht, wenn man dem anderen in die Augen sieht? Ist es dann, wenn man sich anschweigt und trotzdem jede Sekunde dieses Schweigens genießt? Ist es dann, wenn die bisher so graue und hässliche Welt wieder in bunten und schönen Farben erstrahlt? Ist es dann, wenn man eine ganz neue Motivation schöpft und somit auch Dinge tut, die man vorher nie tat? Ist es dann, wenn man ständig überlegt, wie welchen Gesten man den Partner als nächstes überraschen kann? Ist es dann, wenn man sich selbst nach Verschwinden der Schmetterlinge noch die nötige Treue schwören kann? Ist es dann, wenn einem ein Stein vom Herzen fällt, sobald man sich nach einer Unstimmigkeit wiederversöhnt?

Sollte es keine Versöhnung geben und man bemerkt, dass die Beziehung versagt hat, kommt der schrecklichste Teil der Zweisamkeit. Man fängt an, sich gegenseitig bittere und respektlose Vorwürfe zu machen. Dies treibt uns soweit, dass wir von unserer Wolke, die so solide erschien, hinab in ein tiefes Loch fallen und Bekanntschaft mit unserer dunklen Säule machen, dem Leid.

Alle Leidensgenossen dürfen in der nächsten FRANNS Ausgabe wieder mitfühlen.

Euer Bench

 

Die komplette Reihe:
Kapitel 1: Liebe
Kapitel 2: Leid
Kapitel 3: Glück
Kapitel 4: Erfolg
Kapitel 5: Spaß