„Chile?!? Wo liegt denn das?“ oder „Was willst du denn da?“ Diese und ähnliche Fragen wurden mir gestellt, als ich im Oktober 2015 beschloss, mich für einen Schüleraustausch bei Rotary zu bewerben- was sich im Nachhinein als die beste Entscheidung meines Lebens herausstellen sollte…

Der Jugenddienst des Rotary-Clubs Mainburg-Hallertau ermöglichte es dann: Anfang August machte ich mich, ohne große Spanischkenntnisse und Erwartungen, auf ans andere Ende der Welt. Dort angekommen hatten wir zuerst die Möglichkeit die anderen Austauschschüler aus aller Welt, mit denen wir ein Jahr in derselben Region verbringen sollten, bei einem Willkommenswochenende kennenzulernen. Drei Tage später war dann endlich der Tag gekommen, an dem wir von unseren Gastfamilien abgeholt wurden. Auf Anhieb habe ich mich mit ihr super verstanden und mich auch in meiner neuen Heimatstadt Chillán (ca. 4 Std. südlich von Santiago) sofort wohl gefühlt. Auch in meiner Schule wurde ich von allen sehr lieb aufgenommen und habe dort immer wirklich viel Spaß mit meinen Freunden gehabt, die Schüler pflegen eine sehr enges und freundschaftliches Verhältnis zu ihren Lehrern und es herrscht insgesamt ein recht lockeres Arbeits- und Lernklima. Positiv habe ich auch das Tragen meiner Schuluniform empfunden, da ich mir in der Früh somit keine Gedanken machen musste, was ich mir anziehen sollte. Mit der Zeit wurde dann auch mein Spanisch immer besser und ich begann sehr schnell, mich in die für mich neue und teilweise sehr ungewohnte Kultur der Chilenen einzugewöhnen. Meine Gastfamilie half mir immer sehr dabei und bemühte sich sehr mir verschiedene Teile von Chile zu zeigen. Ein Land, das auf Grund seiner geografischen Lage, sowohl in der Nähe des Pazifiks als auch in der Nähe der Anden ist. Die Schönheit des Landes durfte ich dann schließlich ein weiteres Mal bei meiner ersten großen Reise nach Punta Arenas, ganz im Süden des Landes und somit Wort wörtlich am Ende, bewundern. Die durch Rotary organisierte Reise mit 25 anderen Austauschschülern war eine wundervolle Zeit. Besonders das Kennenlernen und Freundschaften schließen mit Jugendlichen aus aller Welt, die dieselben Dinge erlebt haben, wie ich, war eine einmalige Erfahrung. Darüber hinaus ist die Natur in Feuerland einfach atemberaubend schön und vor allem der Nationalpark Torres del Paine, hat mich tief beeindruckt. Außerdem ist es wirklich ein außergewöhnliches und sicherlich einmaliges Gefühl, sich am letzten Zipfel Südamerikas zu befinden.

Als ich von der Reise zurückkehrte, begannen Anfang Dezember meine drei-monatigen Sommerferien! Diese Zeit war wirklich ganz besonders für mich, da ich unter anderem mein erstes Weihnachten im Hochsommer feierte. Es war für mich teilweise schon ein etwas komisches Gefühl, bei fast 40 Grad Celsius durch die Innenstadt zu bummeln, Weihnachtsmusik zu hören und überall Plastiktannenbäume zu sehen. Trotzdem waren Weihnachten und Neujahr in Chile zwei wirklich unvergessliche Feiertage. Kurz darauf habe ich an einem sozialen Projekt meiner Schule teilgenommen, für das wir über eine Woche lang an einen sehr armen Ort am Stadtrand von Chillán gefahren sind, um dort ein Kapelle für arme Leute zu errichten und Spiele mit den Kindern vor Ort zu machen. Wir haben dort selbst unter einfachsten Bedingungen, in einer Art Abstellkammer einer kleinen Kneipe geschlafen, in der es weder Duschen noch sonstigen Luxus gab. Trotzdem habe ich während dieser Woche so viele tolle, einmalige Erfahrungen gemacht, und es hat mir selbst eine riesige Freude bereitet den Leuten dort zu helfen.

Kurz darauf gab es dann leider im Januar in vielen Teilen von Chile zahlreiche riesige Waldbrände, die ganze Landstiche auslöschten. Dies bekamen wir auch in Chillán sehr deutlich zu spüren, als der Rauch der Brände sich auch über meine Stadt legte und wir einige Tage das Haus somit kaum verlassen konnten. Nach einiger Zeit konnten die Brände jedoch zum Glück vollkommen gelöscht werden. Einige Wochen später bin ich dann mit meiner Gastfamilie und meiner besten Freundin für zwei Wochen in den Urlaub an den Strand gefahren. Es war eine super schöne Zeit dort und wir hatten die Möglichkeit viele verschiedene Dinge zu unternehmen, wie zum Beispiel Sanddünen-surfen oder die Besichtigung der Stadt Valparaíso. Als sich meine Ferien dann dem Ende zuneigten, reiste ich ein weiteres Mal mit meiner Freundin nach Pucón um dort den aktivsten Vulkan Südamerikas zu besteigen! Nach einem vierstündigen Aufstieg erreichten wir dann endlich den Krater und wurden mit einer atemberaubenden Aussicht in den Schlund des brodelnden Vulkanes belohnt! Insgesamt waren die 13 Wochen Sommerferien eine wundervolle, einmalige Erfahrung. Trotzdem war es wieder ein tolles Gefühl, als Anfang März das neue Schuljahr begann und ich meine Schulfreunde wieder täglich sehen konnte.

Ende Mai durfte ich dann mit 15 anderen Austauschschülern auf unsere nächste Rotary-Reise gehen – unser Ziel war die Osterinsel. Die kleine Insel mitten im Pazifik ist besonders für ihre riesigen Steinköpfe, die sogenannten Moais bekannt. Die Woche dort war einfach unbeschreiblich schön. Neben vielen Besichtigungen der Moais, zahlreicher Vulkane und Strände, hatten wir auch viel Freizeit, die wir fast immer dazu nutzten im Pazifik mit den Meeresschildkröten zu schnorcheln. Leider ging diese Woche viel zu schnell vorbei und somit kehrten wir alle wieder in das inzwischen winterliche Chile zurück… Jedoch begann die nächste und gleichzeitig letzte Rotary-Reise in die Atacama Wüste im Norden von Chile nur einige Tage später. Die Wüste mit ihren riesigen Weiten und Leeren hat mich wirklich sehr beeindruckt und mir ein weiteres Mal gezeigt, wie wunderschön und vielfältig dieses Land ist. Die Reise war insgesamt eine unglaublich schöne Erfahrung bis auf die Tatsache, dass wir in der trockensten Wüste der Welt plötzlich von einem großen Schneesturm überrascht worden sind…

Als ich von dieser Reise zurück nach Chillán kam, begann für mich die wahrscheinlich schwierigste Zeit während meines Aufenthaltes, nämlich die zahlreichen Verabschiedungen von meinen chilenischen Freunden und vor allem von meiner Gastfamilie, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Zum Schluss kann ich nur sagen, dass mein Austausch in Chile wirklich die beste Zeit meines Lebens war und ich dort so viele tolle Erfahrungen gesammelt, neue Freundschaften geschlossen und eine neue Sprache gelernt habe. Noch heute vermisse ich Chile sehr, die wunderschöne Natur, die dortigen Bräuche und vor allem die offene und extrem gastfreundliche Art der Chilenen. VIVA CHILE!

Auch Lust auf ein solches Abenteuer?

Die Anmeldungen – auch für nichtrotarische Familien – für das Austausch-Jahr 2018-2019 laufen. Sende ein formloses Schreiben an Jugenddienstleiter Michael Reimer: mike2000@hallertau.net

Weitere Infos: www.rotary-jd.de