Wie ist es, als „Zugeroasta“ in der Hallertau zu leben, wie erlebt man die Einheimischen als Brite? Englischtrainer Tim Howe berichtet.

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In Deutsch:

Mein Tagebucheintrag vom letzten Wochenende: „Lerne Queen kennen und nehme Drogen mit Uroma.“Hier in der Hallertau lässt es sich gut leben, gell? Das Ganze passiert in weniger als dreißig Minuten, und zwar im Beisein des Bürgermeisters, der höchst offiziell bestätigen kann, dass ich mich weder schlecht benahm, noch illegale Substanzen genoss. Deutsche Bürokratie – normalerweise eine Albtraum – hat auch Vorteile.
Wir sind beim Hopfazupfafest. Auf dem Programm stehen Alpinchöre und Schuhplattler. Ich habe so viele englische Reise-Dokus über Bayern geschaut, wo „Promi“ Moderatoren sich zum Depp machen, den Tanz selbst auszuprobieren, dass es schon gut tut, einen vernünftigen Schuhplattler endlich mal zuzusehen.
Die Show gönne ich mir aber erst nach der Arbeit. Freiwillig schließe ich mich der Hopfazupfa-Truppe auf dem Griesplatz an. Leider ist meine magere Beute nichts gegen die Ernte meiner Mitstreiter. Diese fünf Frauen, Mindestalter 80, kriegen mühelos 12 Körbe am Tag voll.
Eine der Omas bietet mir tatsächlich Schnupftabak an. „Na los, probier doch mal“, ermutigt sie mich, „es wird dir den Kopf freimachen“. Ich komme mir vor wie ein unartiger Schüler hinter dem Fahrradschuppen, und schaue mir nervös über die Schulter, wie sie mir die „Droge“ aufs Handgelenk schmiert. Das Zeug schlägt sofort zu – nur leider nicht wie gewünscht. Einiges bleibt verkeilt auf halber Nasenlochhöhe. Ich niese auf die wunderschöne Tischdekoration und ein ganzer Doldenkranz fliegt vom Tisch. Die Drogen-Oma dagegen sieht kerngesund aus. So als würde ihr die Schnüffelei sogar gut tun.

Bevor ich mir die Nase putzen kann, werde ich der Queen vorgestellt. Anna Baum aus Tegernbach ist die „Hallertau Bierkönigin“. Ich bin, ehrlich gesagt, ein wenig durch den Wind. Nicht wegen dem Rauschgift, sondern weil ich mir unsicher bin, wie ich sie anreden soll. Ihre Majestät, Ihre Exzellenz oder Ihre Königliche Hoheit? Noch schwieriger – ein typisch deutsches Dilemma – soll ich die 17-Jährige duzen oder siezen? Wir einigen uns auf „Du“. Gerade dabei uns nett zu unterhalten, da legt die Jugendkapelle los mit einem ohrenbetäubenden Marsch. Plötzlich verstehe ich nur noch die Hälfte. Stillschweigend nicke ich ihr dusselig zu und hoffe bloß, nichts Berichtenswertes zu überhören.
Ich hebe die Hand zu einem Ohr, um den Kapellen-Krach auszublenden. Anna erzählt, dass ihre Schwester bayrische „Bussi-Queen“ ist. Moment mal, Küss-Königin, sowas gibt’s auch? Wow. Anna hebt die Hände zum Mund wie ein Megaphon und brüllt „Musiiik!“. Schade…
Königliche Titel zu gewinnen, fällt dieser Familie leicht. Eine andere Baum-Schwester war auch Hopfen-Königin. Doch Anna hat ein hartes Jahr vor sich, wie sie von einem Bierfest zum nächsten rennt. Denkt man ans endlose Freibier könnte man schon fast neidisch sein. Aber ab wann wird aus viel zu viel? Ist weniger nicht mehr? Keine Lust manchmal auf nur einen halben Liter? „Nein, der volle Liter muss sein – immer“, sagt sie „in Bayern ist das normal“.

Nachdem wir uns einer Fotografin zuliebe mit Hopfenblättern eingehüllt haben, bedanke ich mich bei der Queen und wünsche ihr alles Gute als Bier-Botschafter. Als die Marschmusik weiter spielt, muss ich an meine eigene Mission denken: um wirklich ein Hallertauer zu werden, soll ich mit der Blaskapelle auftreten. Und zwar als Trommler. Nur noch eine Probe dann ist es soweit. In der nächsten Folge verrate ich was daraus wird.
Zuvor muss ich aber dringend den Kopf ausruhen. Schnupftabak lasse ich künftig lieber sein.

English:

My diary entry for last weekend: “Cavort with Beer Queen in hop garden and sniff snuff with great granny.” Hallertau life doesn’t get much better than that, surely?

Both incidents take place within just half an hour, and within eyeshot of our local Bürgermeister, who can officially vouch for me having neither misbehaved nor consumed any illegal substances. German bureaucracy – normally a nightmare – suddenly has its benefits.

It’s the annual Hopfazupfafest. Topping the bill of entertainment are alpine choirs and hearty young lads dancing the schuhplattler. Having seen so many British travel documentaries on Bavaria, in which “celebrity” presenters act the goat “having a go”, it’s quite refreshing to see this difficult dance done properly.  The day starts with me helping to pick the hop buds, known as umbels, from a small plantation in the centre of Mainburg. Sadly, my meagre pickings are no match for the lorry loads harvested by my fellow volunteers. These five nimble-fingered Frauen, all aged at least 80, typically manage to fill 12 baskets a day.

It’s one of these grannies – she’s well over 90 – who approaches me with a mind-bender. „Go on, try this“, she encourages, „it’ll clean your head“. Feeling like a naughty school boy lurking behind the bike shed, I furtively inhale the grains she dabs on my wrist. Unfortunately the snuff has totally the opposite desired effect. Wedging halfway up my nostrils, it prompts me to sneeze all over the beautifully arranged Tischdekorationen. A whole umbel wreath flies off the table. Grandma, meanwhile, is dabbing her own wrist, ready to inhale too. Looking as fit as a fiddle, snuff’s obviously not doing her any harm.

Before I can even wipe my nose I’m introduced to the Hallertau Beer Queen. Anna Baum stands before me, most majestically, in full crown and costume. Frankly, I’m in a bit of a tizzy. Not because of the narcotics, but because I’m unsure how to appropriately address her. Ihre Majestät, Ihre Exzellenze? And what’s the German for “Your Royal Highness”? Even more difficult – a typical German dilemma – should I say “Du” or “Sie”?  In the end we agree on “Du”. We’re just nicely getting to know each other when the Jugendkapelle – the local youth brass band – bursts into a deafening march. Suddenly I can only follow half of what Anna says and find myself listening, nodding rather dopily, hoping I don’t miss anything too important.

Cupping my ears, as if that might somehow block out the blare of the band, it sounds like Anna’s trying to tell me her sister is “Bussi Queen” of Bavaria. Bussi – I love this word – is local lingo for a hug and kiss. Queen of Hugs, wow, they have one of those too? My daydream is soon over, however. Shaping her hands like a megaphone, Anna bellows: “Mu-siiik!” Her older sister, evidently, is a Music Queen. Winning royal titles runs in this family. Anna’s other sibling was Hops Queen too. Anna Baum has a tough year ahead though, as she races from one Bierfest to the next. I can’t help feeling just a tad envious – imagine the endless free beer. But when does much become too much, and isn’t less more? Wouldn’t she rather just a half litre sometimes? “No, the full litre must be – always”, she says “in Bavaria that’s normal”.

Heading out into the hop garden for a photo call, I wish Anna well with her beer-fuelled travels. And as the ear-splitting marching music plays on I’m reminded of my own mission. I’ve been busy rehearsing on the drums with the Jugendkapelle.  What started as just a joke has since snowballed into a serious challenge – to play in a typical Bavarian brass band. After a final dress rehearsal I’ll hopefully drum roll the band and burgher procession towards the Gallimarkt. Find out how I get on in the next episode of Howe to be a Hallertauer. Right now though I just need to rest my head. No more snuff for me, thanks.

Tim zusammen mit der Hallertauer Bierkönigin 2014/2015 Anna Baum:
www.facebook.com/Hallertauer.Bierkoenigin