Projektbegleitende Arbeitsgruppe nimmt Arbeit auf

19 Liter pro Quadratmeter, das ist die durchschnittliche Niederschlagsmenge im März 2025 in Deutschland. Gegenüber den jährlichen Durchschnittwerten (57 l/m²) seit den 1960er Jahren ist der diesjährige erste Frühlingsmonat um 70 % trockener. Damit gehört der vergangene März zu den niederschlagsärmsten Monaten seit Messbeginn im Jahre 1881. In Bayern waren die Niederschlagsmengen etwas höher, aber auch hier fehlen 45% des Regens.

Eine Entwicklung, die insbesondere Land- und Forstwirte, Wasserversorger, Fischer aber auch verstärkt die Wirtschaft wie zum Beispiel die Schifffahrt mit Sorge betrachtet.

Das seit diesem Winter initiierte Aktionsprogramm „Schwammregionen“ der Bayerischen Staatsregierung zielt nun darauf ab, die Klima-Resilienz in Zeiten des klimatischen Wandels zu stärken. Aber wie soll das in der Praxis funktionieren? Der Landkreis Kelheim ist eine von zehn ausgewählten sogenannten bayerischen Schwammregionen. Wasserrückhalt und Wasserspeicherung stehen nun verstärkt im Fokus. Durch regionale Maßnahmen soll ein deutliches Plus an Wasser in der Landschaft zurückgehalten werden, um somit den Landschaftswasserhaushalt positiv zu beeinflussen.

Anfang April 2025 erfolgte nun die Gründung und erste Sitzung der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) für das Projekt Schwammregion Kelheim im Rathaus Langquaid. Die PAG setzt sich zusammen aus Vertretern verschiedener relevanter Fachbehörden und Verbänden. Koordiniert wird die Fachgruppe vom Landschaftspflegeverband Kelheim VöF, der in Zusammenarbeit mit den Kommunen die Projektträgerschaft übernommen hat. Die PAG-Sitzungen sind der Rahmen zur fachlichen Abstimmung und zur Weiterentwicklung von Maßnahmen und Projekten. Wasserstandsverbesserungen im Forstmoos, im Naturschutzgebiet Niederleierndorf oder im Heiligenstädter Moos, Anlage zur Wasserrückhaltungen in Aiglsbach, Mallmersdorf, Hienheim oder Siegenburg, Qualifizierungsmaßnahmen für Landwirte zur CO2-Bindung, Installation von extensiven Beweidungssystemen zum Humusaufbau, Klimaschutzpreis für landwirtschaftliche Betriebe, optimierte Verwertung von Grünschnitt in Ackerflächen – all dies sind erste Ansatzpunkte.

Begrüßt wurden die Teilnehmer durch Bürgermeister Herbert Blascheck als Hausherr und Vertreter der Kommunen im Landkreis Kelheim, der in dieser Initiative eine wichtige Unterstützung für die Städte und Gemeinden hin zu einem zukunftsorientierten Gewässer- und Grundwasserschutz sieht.

„Ziel der Staatsregierung ist es, mit dieser bayernweiten Initiative in ausgewählten Regionen Bayerns auf die Veränderungen des Klimawandels praxistauglich zu reagieren und dies zeitnah. Wir brauchen für Flächeneigentümer und Bewirtschafter innovative aber auch machbare Anpassungsmaßnahmen vor Ort“, erklärt Landtagsabgeordnete Petra Högl. „Die Ergebnisse aus den zehn Schwammregionen sollen als Vorbild und Grundlage für die Umsetzung von Maßnahmen in ganz Bayern dienen.“

„Regionalisierte Maßnahmen für eine nachhaltige Wasserstrategie sind essentiell und binden die Bevölkerung mit ein“, ergänzte Landrat Martin Neumeyer. „Im Landkreis Kelheim haben wir mit dem Landschaftspflegeverband VöF schon gute Vorarbeiten und Erfahrungen in diesem Bereich. Bestehende Erosions- oder Moorschutzprojekte können weiterentwickelt und Planungen in die Praxis umgesetzt werden. Viel Wissen ist vorhanden. Wir müssen nun in die Fläche kommen“.

Für die Schwammregion Landkreis Kelheim sind drei große Arbeitsschwerpunkte geplant.

Einen Bereich stellt die wasserspeichernde Land- und Forstwirtschaft dar. Hierzu zählen Maßnahmen wie Humusaufbau in Acker- und Grünlandflächen, boden:ständig-Projekte und der naturnahe Unterhalt von kleinen Fließgewässern und Gräben.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden wasserabflussbremsende und wasserrückhaltende Flur- und Landschaftsstrukturen. Dies beinhaltet die ökologische Optimierung von Fließgewässern dritter Ordnung, die Sicherung von (Nieder)Moorstandorten und die Schaffung von Heckenstrukturen und Grünstreifen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der wassersensiblen Siedlungsentwicklung. Hierbei geht es um Maßnahmen zur Förderung der Wasserinfiltration durch Optimierung kommunaler Grünflächen, Entsiegelung, Beschattung von Flächen zur Reduktion der Verdunstung und Wasserrückhalt im Siedlungsbereich.
Der bayernweite Austausch der Schwammregionen untereinander ist fester Bestandteil des Projekts. Ein erstes Vernetzungstreffen hat bereits stattgefunden Die Regionen sollen gegenseitig von ihren Erfahrungen und Problemlösungen profitieren. Klaus Amann, Geschäftsführer Landschaftspflegeverband VlF, wies auch noch einmal ausdrücklich darauf hin, wie wichtig die Zusammenarbeit und der Blick über den Tellerrand sind. „Uns liegen ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die Klimamodelle haben mittlerweile eine sehr hohe Sicherheitswahrscheinlichkeit und können auf kleine Regionen wie die Hallertau oder das Donau- und Altmühltal heruntergebrochen werden. Wir müssen uns auf länger anhaltende Trockenphasen, räumlich und zeitlich konzentriertere Niederschläge und längere Vegetationsperioden mit ihren Vor- und Nachteilen einstellen. Da führt wohl kein Weg drann vorbei“.

 

Mitglieder der projektbegleitenden Arbeitsgruppe:

• Marktgemeinde Langquaid
• Amt für ländliche Entwicklung Niederbayern (ALE) mit ILE-Umsetzungsberatung
• Amt für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (AELF)
• Wasserwirtschaftsamt Landshut (WWA)
• Untere Naturschutzbehörde Landkreis Kelheim
• Bayerischer Bauernverband
• Naturschutzverband (Bund Naturschutz, Vertretung Landesbund für Vogel- und Naturschutz)
• Koordination: Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V.

 

Im Bild: Projektbegleitende Arbeitsgruppe mit Landrat Martin Neumeyer, Klaus Amann, Bürgermeister Herbert Blascheck und MdL Petra Högl (v.l.). Foto: Annette Weiß, Markt Langquaid