Beispielhaftes LEADER-Projekt in der Gemeinde Aiglsbach ermöglicht Schlachtung im Landkreis Kelheim
So wie in der guten alten Zeit: Die Tiere grasen auf der nahegelegenen Weide. Ohne große Umwege finden die Rinder in ihren nahegelegenen Stall auf dem Bauernhof. In aller Herrgotts Frühe kommt der Metzger, ein Stier wird ausgewählt. Fachgerecht wird ohne große Aufregung geschlachtet und zerlegt. Nachdem eingesagt wurde, kommen die Nachbarn und vielleicht ein paar Leute aus dem Nachbardorf. Das Fleisch, das der Bauer nicht für seine Familie und Bediensteten brauchte, ist verkauft. Alles geht seinen gewohnten Gang.
Das ist lange her. Die Älteren können sich vielleicht noch daran erinnern. Die Wege waren kurz, und es war ganz normal, dass vom Tier jedes Teil verwertet wurde. Alles hatte seinen Wert.
Im Bild (v.l.n.r.): Katharina Gassner (Projektmanagerin Ökomodellregion), Anne-Katharina Mahle (LEADER-Geschäftsstelle), Dr. Christopher Sommer (Veterinäramt Landkreis Kelheim), Christine Gröber (Mitarbeiterin am Limmerhof), Erwin Stuiber (Geschäftsinhaber), Landrat Martin Neumeyer, Leonhard Berger (Bürgermeister von Aiglsbach), Klaus Amann (Geschäftsführer Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V.)
Kontakt zum Schlachthaus:
• Familie Stuiber, Gasseltshausen 29, Aiglsbach
• Tel. 0179 299 54 92
• E-Mail: mail@hochlandrinder-biofleisch.de
• www.hochlandrinder-biofleisch.de/schlachthaus
Heute ist das Bild ein anderes. Schlachten ist eine äußerst anspruchsvolle und auch komplizierte Angelegenheit geworden. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass es bäuerliche Schlachteinrichtungen praktisch nicht mehr gibt. Hygieneanforderungen, Dokumentationspflichten, Sicherheitsstandards, Qualifikationen, Arbeits-, Gewerbe-, Baurechtliches, förderrechtliche Anforderungen, Ausschreibungs- und Vergaberecht. „Da ist es manchmal ganz gut, wenn man am Anfang nicht im Detail weiß, worauf man sich hier wirklich einlässt. Und dann braucht man auch noch qualifiziertes und motiviertes Personal. Heute einen guten Metzger zu finden, der in ein neues Geschäft einsteigt, ist auch eine besondere Herausforderung“, so Erwin Stuiber vom Limmerhof, der auf zwei anspruchsvolle Jahre zurückblickt.
Endlich ist es nun soweit. Die ersten Probeschlachtungen sind im Beisein der Fachbehörden erfolgreich durchgeführt worden. Tierschutz, Arbeitsschutz, Hygiene – alles in Ordnung. Bei einem gemeinsamen Begang und einer Besichtigung der freigegebenen Anlagen spricht Landrat Martin Neumeyer Erwin Stuiber seinen Respekt dafür aus, dass im Landkreis Kelheim nun eine neue regionale Schlachtmöglichkeit auf bestem technischem Stand geschaffen wurde. „Ein wichtiges traditionelles Handwerk wird hier wiederbelebt. Endlich kann eine regionale Wertschöpfungskette mit kurzen Wegen wieder geschlossen werden. Wir können das nur erreichen, wenn alle Bausteine der Verarbeitungskette – eben auch der zentral wichtige Schlachtbetrieb – vor Ort hier im Landkreis Kelheim sind und funktionieren. Das erspart den Tieren lange Transportwege und die Nähe zwischen Erzeuger, Vermarkter und Kunde schafft Vertrauen“, so Landrat Martin Neumeyer, der auch Vorsitzender der LEADER-Aktionsgruppe Landkreis Kelheim ist.
Auch Bürgermeister Leonhard Berger ist voll des Lobes: „Rindfleisch, Schweinefleisch, Lammfleisch, bei dem ohne großen Aufwand nachvollziehbar ist, woher es stammt. Hohe Standards beim Heranwachsen der Tiere auf der Weide und in der Stallhaltung – all dies ist keine Theorie, sondern Praxis auf dem Limmerhof in der Gemeinde Aiglsbach. Die Rinder sind für die Beweidung des Niedermoorgebietes Forstmoos essentiell. Der Biobetrieb Stuiber, der nun auch als Schlachtdienstleister für andere landwirtschaftliche Betriebe agieren kann, ist eine Bereicherung für unsere Gemeinde und die gesamte Region.“
Dr. Christopher Sommer von der Abteilung Veterinärwesen des Landratsamtes Kelheim erläutert, dass bereits bei der baulichen Umsetzung auf bestimmte Aspekte geachtet werden kann, die den späteren Ablauf bei der Schlachtung und einen erfolgreichen Genehmigungsprozess vereinfachen können. „Bei der Vereinbarkeit von Tierwohl und Hygiene gilt es, den besten Weg zu finden. Hier wurden gute Lösungen gefunden, wie der Stress der Rinder auf ein Minimum reduziert werden kann. Beim Einbau der Böden, Wände und Decken wurden glatte, leicht zu reinigende Oberflächen gewählt, wobei der Boden eine gewisse Rutschfestigkeit noch garantiert. Ein wichtiger Faktor im Rahmen der Genehmigung ist der Weg des Tieres beziehungsweise des Schlachtkörpers in der Schlachtstätte, unter anderem die klare räumliche Trennung in den einzelnen Verarbeitungsschritten. Zudem spielt der Umgang der Mitarbeiter mit dem Tier und damit auch die fachliche Eignung eine große Rolle“, so Dr. Christopher Sommer.
Ökomodellregions-Managerin Katharina Gassner ergänzt: „Regionale Bio-Fleischproduktion braucht passende Infrastrukturen: Der Limmerhof schließt eine entscheidende Lücke in der Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung – und bringt damit alle Glieder dieser Kette wieder näher zusammen.“
Nachdem nun die Prüfbehörden ihren Segen gegeben haben, kehrt bei Erwin Stuiber Erleichterung ein. „Wir sind sehr froh und stolz darüber, den hohen Anforderungen an ein solches Unternehmen gerecht zu werden. So haben wir nicht nur das Genehmigungsverfahren für den Betrieb erfolgreich durchlaufen, sondern auch für die Bioschlachtungen. Wir können sowohl konventionell als auch nach Biostandards gehaltene Tiere schlachten und somit die Bedürfnisse vieler unserer Kunden bedienen. Diese können sich entweder bei uns im Hofverkauf oder auf den Monats- und Wochenmärkten in Aiglsbach, Mainburg und Köfering versorgen. Sonderwünsche wie zum Beispiel Mischpakete aus verschiedenem Fleisch werden auf Vorbestellung erfüllt“, erklärt Stuiber. „Das Biofleisch von den Hochlandrindern ist vom Limmerhof, das Schweinefleisch für die Wurstwaren ist von Bauern der Umgebung. Verarbeitet wird in der hofeigenen Metzgerei.“
„Es war ein langer, anspruchsvoller und auch beanspruchender Weg von der ersten Idee im Winter 2021 über die LEADER-Antragstellung bis zur heutigen Fertigstellung“, so Klaus Amann, Geschäftsführer Landschaftspflegeverband Kelheim VöF. „Man kann vor dieser Leistung und der klaren Überzeugung, die Erwin Stuiber mitbringt, nur den Hut ziehen. Seit vielen Jahren beweidet er aus naturschutzfachlicher Sicht vorbildlich mit seiner Herde im Forstmoos. Dazu nun das Schlachthaus und die Vermarktung in unmittelbarer Nähe – all dies ergibt eine Klima- und Ökobilanz, wie man sie sich nur wünschen kann. Ein Paradebeispiel, das die LEADER-Förderung wirklich verdient und hoffentlich Nachahmer findet.“
Weitere Informationen:
https://oekomodellregionen.bayern
www.ganz-meine-natur.bayern.de
Foto: Wolfgang Schmid