Im Vorfeld der Abstimmung im Kelheimer Kreistag bei der öffentlichen Sitzung am 12.06.2024, bei der über die Umwandlung des Krankenhaus Mainburg in ein Level-1i-Krankenhaus abgestimmt werden soll, veröffentlichten die Mainburger Hausärzte nun einen Protestbrief. Der macht erneut deutlich, wie wichtig das Mainburger Krankenhaus für die Versorgung vor Ort ist.

 

Kurzer Weg von Vorteil

Für uns Hausärzte ist das Krankenhaus hier vor Ort eine lebensnotwendige Hilfe. Immer wieder kommen Patienten mit schwerwiegenden Krankheiten und lebensbedrohlichen Symptomen, wie z.B. Atemnot oder Brustschmerzen, zu uns in die Praxis. Hier ist eine sofortige Abklärung notwendig, die aber in der Praxis aus technischen Gründen oft nicht möglich ist. Dies kann aber schnell und fachgerecht in der Notaufnahme des Mainburger Krankenhauses durchgeführt werden. Durch den kurzen Weg in die Notaufnahme kann der Zeitverlust minimiert und damit das Risiko für den Patienten gesenkt und die Sterblichkeit erheblich reduziert werden. In der anschließend durchgeführten Diagnostik kann dann zeitnah entschieden werden, ob der Patient ambulant für einige Stunden überwacht oder stationär behandelt werden muss.

 

Zeitaufwändige Transporte

Wegen der kurzen Anfahrtswege von unseren Praxen in die Mainburger Notaufnahme müssen wir die Rettungskräfte und Notärzte nicht für zeitaufwändige Transporte in die mindestens 40 Minuten entfernten Kliniken einbinden. Denn diese Kliniken sind ohnehin mit ihren eigenen Patienten völlig ausgelastet und stellenweise überlastet und müssten nun die zahlreichen Patienten aus Mainburg und Umgebung mitbehandeln, was zu sehr langen Wartezeiten führen kann bzw. Patienten überhaupt nicht mehr versorgt werden können. Außerdem stünden die Rettungswägen für weitere Einsätze zeitnah nicht mehr zur Verfügung, was wiederum das gesundheitliche Risiko für andere Patienten mit entsprechenden Notfällen deutlich erhöht.

 

Steigende gesundheitliche Risiken und Sterblichkeit

Man muss sich vorstellen, wie unangenehm es für Patienten mit starken Schmerzen wie z.B. bei einer akuten Blinddarm- oder Gallenblasenentzündung, einer schmerzhafte Verletzung oder Atemnot, und anderen schwerwiegenden Erkrankungen ist, wenn sie lange auf den Rettungsdienst warten müssen, um dann teilweise über eine dreiviertel Stunde im Rettungswagen liegend zum nächsten Krankenhaus gefahren zu werden. Dort müssen sie wegen Überlastung oft noch stundenlang in den Notaufnahmen warten. Mit jeder Minute steigen dabei auch das gesundheitliche Risiko und die Sterblichkeit der Patienten. Mehrere Studien zu diesem Thema belegen, dass es dadurch zu statistisch signifikant vermehrten Todesfällen kommt. Das bedeutet, dass mehr Patienten sterben werden. Daher ist auch die flächendeckende Versorgung mit Herzkathetern sehr wichtig, über den das Krankenhaus Mainburg verfügt.

 

Massive Nachteile eines Level-1i-Krankenhaus

Wie von der Politik geplant soll das Mainburger Krankenhaus zu einem Level 1i Krankenhaus oder Versorgungszentrum umfunktioniert werden. Wenn dies geschieht, fallen der Herzkatheter und die stationäre Notfallversorgung vollständig weg. Es gibt keine Notaufnahme mehr, keine Intensivbetten, der Rettungsdienst kann Mainburg nicht mehr anfahren. Aber genau das würde Mainburg und seine Umgebung dringend brauchen. In den Level 1i Krankenhäusern gibt es nur wenige kurzstationäre Betten für geriatrische Patienten, die aus anderen Kliniken verlegt werden, wenn die häusliche Versorgung noch nicht gewährleistet ist oder kurzstationäre Betten für Patienten nach operativen Eingriffen, wie z.B. Knie-Operationen. Diese Betten stehen aber nicht für Patienten, die eine stationäre akute Notfallversorgung benötigen und lebensbedrohlich erkrankt sind. Es gibt auch keine ärztliche Versorgung vor Ort während der Nachtzeit. Auch tagsüber wird es sicher schwierig werden geeignetes ärztliches und pflegerisches Personal zu gewinnen, da die Arbeit in einem Level 1i Versorgungszentrum nicht attraktiv für Auszubildende in der Pflege oder Assistenzärztinnen und Ärzte ist. Das bedeutet, dass die Qualität der medizinischen Versorgung deutlich weniger wird. Sollte es eine geriatrische Station geben, kann es auch dort häufig zur gesundheitlichen Verschlechterung und Notfällen der meist multimorbiden Patienten kommen, die dann vor Ort aber nicht versorgt werden können, weil weder die Ausstattung noch das geeignete Personal vor Ort ist. In solchen Fällen müssten Patienten aufwändig und zeitintensiv in andere Krankenhäuser verlegt werden, wodurch sich aufgrund des hohen Zeitaufwands wiederum ihre Sterblichkeit drastisch erhöht.

 

Abbau der Gesundheitsversorgung trotz Bevölkerungszuwachs

Bis 2040 wird ein deutlicher Bevölkerungszuwachs der Region Mainburg vorausgesagt. Bereits aktuell wären ohne das Mainburger Krankenhaus über 40.000 Menschen ohne zeitnahe stationäre Notfallversorgung. Es stellt sich hier die berechtigte Frage an die politischen Vertreterinnen und Vertreter, wieso man in einer aufstrebenden Region mit deutlichem Bevölkerungswachstum das Mainburger Krankenhaus mit seiner isolierten Lage abstufen will, anstatt es auszubauen und zu modernisieren, um die Region dadurch attraktiver zu machen und die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Die Umwandlung in ein Level 1i Versorgungszentrum wäre für das Krankenhaus und unsere Region der Sargnagel. Mainburgs Kreisrätinnen und Kreisräte sollen bei der Abstimmung am 12.06.2024 Farbe bekennen.

 

Flächendeckende medizinische Versorgung sichern

Wir Hausärzte brauchen keine geriatrische Kurzzeitpflegestation und keine tagesstationären Belegbetten. Wir brauchen ein Krankenhaus der Primärversorgung in dem akute Notfälle, sowohl ambulant als auch stationär schnell und fachgerecht behandelt werden, damit das Leben unserer Bevölkerung nicht unnötig gefährdet wird und aus politischem Kalkül und finanziellen Gründen aufs Spiel gesetzt wird. Bei der Versorgung unserer Bevölkerung sollte machtpolitisches und finanzielles Interesse nicht im Vordergrund stehen. Wir arbeiten jeden Tag in der medizinischen Basisversorgung und kennen daher die ohnehin sehr angespannte Situation, weswegen wir die aktuelle Entwicklung für gefährlich und unverantwortlich halten. Für uns und unsere Patienten wäre ein Krankenhaus Level 1 i nutzlos und unverantwortlich. Wir appellieren daher an die Politik anstatt der weiteren Herabwürdigung des Mainburger Krankenhauses eine zukünftige Aufwertung des Klinikum Mainburgs mit einer modernen internistischen und chirurgischen stationären Akutversorgung und Notaufnahme zu veranlassen. Ansonsten ist eine flächendeckende medizinische Versorgung der Bürger nicht mehr zu gewährleisten und das Sterblichkeitsrisiko wird in unserer Region leider erheblich ansteigen.

Eine Pflichtaufgabe des Landkreises ist es, für eine ausreichende stationäre Notfallversorgung zu sorgen. Die gesamte Kreispolitik sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob sie mit gutem Gewissen dieses gezielte Ausbluten der medizinischen Versorgung in der Hallertau mit ihrer Stimme mittragen kann.

 

Mit freundlichen Grüßen,
Die Mainburger Hausärzte