Gemeinsame Pressekonferenz von Firmenvertretern, Feuerwehr, Bauernverband und Initiative „Rettet das Krankenhaus Mainburg“

Am Donnerstag, 06.06.2024 fand im großen Sitzungssaal der Stadt Mainburg eine Pressekonferenz zum Krankenhaus Mainburg statt. Mehrere Vertreter von verschiedenen Organisationen betonten in einem gemeinsamen Schulterschluss jeweils aus ihrer Perspektive die Wichtigkeit des Mainburger Krankenhauses für Mainburg und die Hallertau. Sie appellierten im Vorfeld der Kreistagssitzung am kommenden Mittwoch, 12. Juni an die Kreispolitiker, eine Abstufung zu einem Versorgungszentrum nicht zu akzeptieren und den langfristigen Erhalt und die Aufwertung der leistungsfähigen Akutklinik sicherzustellen.

 

Wolfgang Schöll, Vorstand Freiwillige Feuerwehr Mainburg

Wolfgang Schöll als Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Mainburg betonte zum Eingang der Pressekonferenz, dass er für alle Feuerwehren der Region spreche, auch für diejenigen, die aus politischen Gründen die Aktion der Feuerwehr nicht unterstützen durften. Im täglichen Einsatz der Feuerwehr komme es häufig vor, dass die Feuerwehr Patienten schnell bergen könne, in Folge aber der Abtransport sehr lange dauere, da kein Krankenhaus verfügbar ist. Der Bedarf zu einer schnellen medizinischen Hilfe könne jeden und allzeit treffen, so Schöll. Er stellte die Frage, ob die Gesundheitsvorsorge auf dem Land nicht so wichtig wie in der Großstadt sei. An den bayerischen Ministerpräsident Markus Söder appellierte er, sich an seine Worte bei der Rede am Aschermittwoch zum Erhalt ländlicher Krankenhäuser zu erinnern und dies auch wirklich zur Chefsache zu machen.

 

Dr. Anja Kistler, Sprecherin der Hausärzte Mainburg

Im Anschluss erläuterte Dr. Anja Kistler als Sprecherin der Hausärzte Mainburg, das Krankenhaus Mainburg leiste eine große Unterstützung für die damit eng verbundenen Hausärzte, um beispielsweise akute Erkrankungen der Patienten zu behandeln. Bei Notfällen zähle jede Minute und derzeit habe man sehr kurze Strecken von den Mainburger Praxen in das Krankenhaus. Die Anfahrt in die nächstgelegenen Krankenhäuser, die derzeit schon stark belastet oder auch schon überlastet seien, dauere mindestens 40 Minuten – mehr Patienten werden dadurch sterben, warnte Dr. Kistler. Mit seiner isolierten Lage sei Mainburg definitiv nicht das richtige Krankenhaus für die Umwandlung in ein Level 1i Versorgungszentrum. „Wir Hausärzte brauchen keine geriatrische Kurzzeitpflegestation und keine tagesstationären Belegbetten. Wir brauchen ein Krankenhaus, in dem akute Notfälle, sowohl ambulant als auch stationär schnell und fachgerecht behandelt werden. Wir fordern einen Ausbau und Weiterentwicklung des Krankenhauses.“

 

Joachim Gehde, Geschäftsführer Firma Hopsteiner

Der Geschäftsführer der Firma Hopsteiner, Joachim Gehde, erläuterte die Sicht eines Unternehmers auf das Krankenhaus Mainburg. Die Klinik sei ein Standortfaktor und spiele bei der Arbeitgeberwahl durchaus eine Rolle. Er berichtete von einer kürzlichen Infoveranstaltung der CSU für einige Unternehmer, die seine starken Zweifel nicht ausräumen konnten. Klar sei geworden, dass es die stationäre Notaufnahme spätestens ab 2026 definitiv nicht mehr geben wird. Bisher sei versprochen worden, dass weiterhin 98% der Berufsgenossenschaftsfälle behandelt werden können. Nun sei deutlich geworden, dass die notwendige Zulassung keineswegs dauerhaft gesichert ist und vermutlich in der Zukunft wegfallen wird. Der Entscheidungszeitpunkt sei in Bezug auf die aktuell noch unklare Krankenhausreform unverständlich. Er richtete die Frage an alle Kreisräte, die am 12.6. abstimmen: „Haben Sie verstanden, wo genau die Defizite in der aktuellen Verbundlösung mit Pfaffenhofen entstehen? Sind wirklich alle Alternativen geprüft? “

 

Martin Mittermeier, Kreisobmann Bayerischer Bauernverband

Martin Mittermeier, Kreisobmann des Bauernverbands, hieb in die gleiche Kerbe wie Gehde. Auch für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe mit ihren relativ hohen Notfallzahlen sei eine leistungsfähige Notaufnahme vor Ort sehr wichtig. In Stoßzeiten werde nahezu rund um die Uhr und auch am Wochenende gearbeitet, mit über 20.000 Saisonarbeitskräften sei die Perspektive einer Anfahrt zum nächsten Krankenhaus von mindestens 40 Minuten nicht akzeptabel. Das Krankenhaus brauche jetzt Sicherheit im Fortbestand. Die Politik müsse jetzt ein klares, positives Signal senden.

 

Alfred Gaffal, Vorstand Förderverein Freunde Krankenhaus Mainburg e.V.

Alfred Gaffal schloss als Vorstand des Krankenhaus-Fördervereins an, dass der Förderverein seit Jahren für die notwendigen Investitionen in das Mainburger Krankenhaus kämpfe. Aber auch aus seiner Sicht ehemaliger Geschäftsführer und Aufsichtsratschef der Firma Wolf betonte er die Wichtigkeit einer leistungsfähigen stationären Versorgung in der wirtschaftlich sehr starken Region mit hohem Steuer- und Kreisumlageaufkommen. Corona habe gezeigt, wie wichtig die Krankenhäuser sind. Die Notwendigkeit der stationären Notfallversorgung sei belegt. Wenn Daten und Fakten nichts mehr zählten, wenn 45.000 Unterschrift nichts zählten, wenn so die Demokratie mit Füßen getreten werde, dann sei nicht verwunderlich, dass Politikverdrossenheit eintritt. Er sehe kein schlüssiges Gesamtkonzept in Bezug auf die Kapazitäten von Rettungsdienst, Notärzten und der umliegenden Krankenhäuser. Es brauche schnellstens eine Entscheidung für einen zukunftsfähigen Standort Mainburg.

 

Annette Setzensack, Sprecherin Initiative „Rettet das Krankenhaus Mainburg“

Annette Setzensack betonte schließlich als Sprecherin der Initiative „Rettet das Krankenhaus Mainburg“, in vielen Gesprächen mit (Not-)Ärzten sei deutlich geworden, dass es in Mainburg um eine äußerst wertvolle häuserübergreifende Versorgungsstruktur geht, die aus medizinischer Sicht absolut sinnvoll, nun aber aus politischen Gründen in Gefahr sei – ein Betrieb von 200 Beschäftigten und bisher geringer Fluktuation. Es sei ein Glücksfall, dass das Gesundheitsministerium im April aufgrund der hohen Einlieferungsanteile der Rettungseinsätze aus dem Leitstellengebiet Landshut die Unverzichtbarkeit des Hauses für die Notfallversorgung bestätigt habe. Ebenso wies sie auf mögliche Ausnahmen von künftigen Strukturvorgaben hin, die aufgrund der hohen Entfernungen vieler Bürger zum nächsten Krankenhaus beantragt werden sollten. Über 1000 Bürger aus Leibersdorf (Gemeinde Volkenschwand) und Hebrontshausen (Gemeinde Rudelzhausen) bräuchten künftig sogar mehr als 40 PKW-Minuten ins nächste Akutkrankenhaus, berichtete Setzensack. Unverantwortlich sei daher, anhand der vorliegenden Fakten und der noch unklaren Gesetzeslage jetzt die stationäre Versorgung herunterzufahren. Das Krankenhaus vertrage im Gegenteil einen Ausbau.

 

Im Bild (v.l.): Annette Setzensack, Joachim Gehde, Martin Mittermeier, Dr. med. Anja Kistler, Wolfgang Schöll, Alfred Gaffal.

 

Pressekonferenz in voller Länge

 

Foto: Stephanie Sirl