Bocksbart, Glockenblume, Labkraut – Erfolgsbilanz: Eh-da Flächenprojekt geht in die Verlängerung. Ausweitung des Projektgebietes. Konkrete Pläne für die neue Förderperiode stehen fest. Förderung aus Mitteln des Bayerischen Umweltministeriums
Seit 2020 gibt es im Landkreis Kelheim das sogenannte „Eh-da Flächenprojekt“ mit der Zielsetzung „Hier wächst Wildnis“. Das Projekt befasst sich mit der Aufwertung von Flächen, die in den letzten Jahren oder Jahrzehnten weder naturschutzfachlich, noch landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt wurden. Aufwertung bedeutet, diese meist brachliegenden Flächen wieder als Habitat für Tier- und Pflanzenarten und als Vernetzungsstruktur zwischen Lebensräumen zu entwickeln.
Wie ist die Vorgehensweise?
Die Aufgaben der Umsetzungskoordinatorin Michaela Powolny sind vielfältig: Gewinnung von Saatgut auf artenreichen Flächen mit typischen heimischen Pflanzenarten und ausreichenden Beständen, dann erfolgt die Saatbettbereitung mit den gezielten Einsaaten, meist mit Unterstützung von Landwirten oder dem Bauhof. Im Anschluss wird eine für diese wertvollen heimischen Pflanzenarten und ihrer spezialisierten Insektenfauna angepasste Flächenpflege durchgeführt und die Bestandsentwicklung beobachtet.
Neben den Arbeiten auf den Pflegeflächen werden zudem Beratungen für interessierte Gruppen oder Umweltbildungsaktionen mit Kindern und Erwachsenen angeboten. Ziel ist es dabei immer, die Öffentlichkeit gegenüber den „wilden“ Flächen zu sensibilisieren und zur Aufklärung über deren Nutzen beizutragen, um damit ein wenig mehr Wildnis zuzulassen.
60 Flächen umgesetzt
Auf rund 60 Flächen konnten in den vergangenen vier Jahren ökologische Verbesserungsmaßnahmen in den letzten Jahren über das Eh-da Projekt umgesetzt wurden. Der Landkreis ist mit der Arbeit rund um das Eh-da Projekt hochzufrieden. Landrat und VöF-Vorsitzender Martin Neumeyer: „Das Thema Insekten wird zwar derzeit in der öffentlichen Diskussion weniger berücksichtigt, hat jedoch von seiner Bedeutung nichts verloren. Umso wichtiger ist das Eh-da Projekt, das jetzt in die nächste Runde geht und nun auch verstärkt den nördlichen Landkreis mit einbezieht. Mein Dank gilt den Kommunen, die bei dem Projekt aktiv mitmachen und so einen ganz konkreten und praktischen Beitrag in Richtung Artenschutz leisten.“ Dank gilt zudem der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern, die das Projekt fördert. Der hohe fachliche Anspruch und der bisherige Erfolg sind die Gründe, für die Projektförderung aus Mitteln des Bayerischen Umweltministeriums. Bislang erfolgte die Förderung vorrangig durch das Amt für Ländlichen Entwicklung Niederbayern im Rahmen der sogenannten Integrierten Ländlichen Entwicklung.
Gute Zwischenbilanz
Um Bilanz zu ziehen und die zukünftigen Aufgaben zu definieren traf sich vor kurzem die projektbegleitende Steuerungsgruppe des Eh-da Projekts. Während der Versammlung erhielten Fachvertreter der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde und der Ländlichen Entwicklung Informationen zum aktuellen Stand des Projekts, zudem wurden die zukünftigen Aufgaben besprochen. Mit den regelmäßigen Steuerungsgruppensitzungen wird sichergestellt, dass die definierten Zielvorgaben und Anforderungen an das Projekt im Fokus bleiben und das weitere Vorgehen unter Einbeziehung des Fachwissens der Teilnehmenden festgelegt wird.
Michaela Powolny berichtete über erste Erfolge auf Eh-da Flächen. Auf den meisten Flächen hat sich die Artzusammensetzung geändert und deutlich ausgeweitet. Statt bisher vier bis sechs verschiedenen Grasarten finden jetzt eine Vielzahl verschiedener Wildkräuter wie z.B. Wiesenstorchschnabel, Wiesenbocksbart, Wiesenglockenblume oder Wiesenlabkraut ihren Lebensraum. „Es braucht neben dem Fachwissen einiges an Geduld, um eine neues Artenspektrum auf den Flächen aufzubauen und auch zu etablieren. Auf für uns ist dies ein wichtiger Lernprozess von der Bodenbearbeitung bis zur Festlegung des richtigen Schnittzeitpunktes“, so Klaus Amann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes.
Umweltpädagogik
Des weiteren wurde die Konzeptionierung eines umweltpädagogischen Konzepts vorgestellt. „Es wird unterschiedliche Module rund um das Leben der Wildbienen geben“, sagt Biologin Michaela Powolny. „Sei es das Kennenlernen von Wildbienen und ihren Lebenszyklus, die Spezialisierungen der verschiedenen Bienen oder das Erarbeiten von Schutzmaßnahmen bis hin zu praktischen Umsetzung in Form von Wildbienenlebensräumen“, so die Biologin. Das Konzept zielt auf alle Altersgruppen – auch Erwachsene – ab. Interessierte Gruppen können sich melden: Tel. 09441-2077327 oder E-Mail info@voef.de Es können mehrere thematisch aufeinander aufbauende Termine oder auch Einzeltermine vereinbart werden.
Anregungen
Elfriede Wiesmeier und Burkhard Deifel von der höheren und unteren Naturschutzbehörde sehen in der Fortführung des Projekts einen weiteren wichtigen Baustein zum Artenschutz und zum Ausbau von Vernetzungsstrukturen. Die Anregung der Fachbehörden ist es auch, Weg- und Straßenbegleitflächen sowie Flächen aus Verfahren der Ländlichen Entwicklung verstärkt mit einzubinden. Auf Basis der gut funktionierenden Kooperation mit den Kommunen steckt hier aus Sicht der Fachstellen weiteres Potential.
• Projektbegleitende Arbeitsgruppe: Unterer Naturschutzbehörde und Höhere Naturschutzbehörde sowie Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern mit Projektträger Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e. V.
• Förderung: Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien. Das Projekt wird von der Regierung von Niederbayern – höhere Naturschutzbehörde sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.
• Kofinanzierung: Landkreis Kelheim, Kommunen des Landkreises Kelheim
Foto: Michaela Powolny