Bis zu 600 Teilnehmende bei Kundgebung für eine „Bunte Hallertau“ in Mainburg
Es war noch keine Woche her, da hatte ein privater Zusammenschluss von Mainburger Eltern nach der Veröffentlichung des Geheimplans der AFD zur Ausweisung zahlreicher Menschen und nach dem Besuch der Regensburger „Demo gegen Rechts“ die Idee, auch im Zentrum der Hallertau ein Zeichen für eine Gesellschaft in Demokratie, Vielfalt und Freiheit zu setzen. Innerhalb von nur sechs Tagen organisierten sie zusammen mit einem kleinen Team die Kundgebung „Bunte Hallertau – Gemeinsam für Demokratie & Vielfalt“.
Großes Interesse
Bei der Stadt Mainburg waren für die Demonstration am Sonntag, 28.01.2024 am Rathaus 200 Teilnehmende angemeldet – am Ende waren es dann deutlich mehr. Laut Organisatoren kamen geschätzt bis zu 600 Bürger und Bürgerinnen, auch von außerhalb Mainburgs. Ein breiter Querschnitt durch die Bevölkerung aus jung und alt hatte sich da vor dem Rathaus mit vielen selbst geschriebenen Plakaten eingefunden. Von „Bunte Hallertau“ über „Menschenrechte statt rechte Menschen“ bis hin zu „Hubert, Markus, Friedrich und Co: Hört auf mit dem Zündeln“, und „nie wieder ist jetzt“ war da zu lesen. Als Unterstützer der Demo hatte sich ein breites Bündnis formiert. So waren die meisten im Stadtrat vertretenen Parteien, die drei großen Glaubensgemeinschaften, drei der größten Vereine sowie viele engagierte Mainburger und Mainburgerinnen mit dabei.
Vielfältige Redebeiträge
Viele Familien waren auch mit Kindern in die Innenstadt gekommen, wo Veranstaltungsleiter Michael Höller pünktlich um 11:30 Uhr die Versammlung eröffnete und die organisatorischen Belange so eines Treffens erklärte, bevor Mainburgs Bürgermeister Helmut Fichtner die Menge begrüßte und unter anderem auch auf das Motto für Demokratie & Vielfalt einging. Gamze Çağlar, Mainburgerin und Nachkommende türkischer Gastarbeiter erzählte, wie es so ist, als Mensch mit Migrationshintergrund in Deutschland zu leben und wie wichtig es ist, geheimsam für etwas zu stehen. Maureen Sperling referierte in ihrem Wortbeitrag über das Frauenbild in der Demokratie und in Europa, bevor Dr. Edda Gehrlein-Zierer sehr anschaulich aus ihrem Alltag im Krankenhaus berichtete. Eine von der AFD im geheimen diskutierte „Remigration“ würde nicht nur ihr international geprägtes Kollegenumfeld auflösen und in Krankenhäusern die Lichter ausgehen lassen, sondern das gesamte deutsche Gesundheits- und Pflegewesen betreffen. Hanns Seidl, Mainburger Mittelschulrektor i.R. und Autor des Buches „Mainburg unterm Hakenkreuz“ mahnte in seinem Beitrag, dass es mit der Demokratie schnell vorbei sein könne, wie schon die Zeit ab 1933 auch in der Hopfenstadt gezeigt hat.
Zwischen den Wortbeiträgen gab es musikalische Darbietungen von Mai Blech, Coro Intermezzo und der Mainburger Liedermacherin Sophia. Gänsehaut kam bei so manchem Besucher auf, wenn Heidi Mirlach zwischen den Beiträgen mit kurzen, knappen Sätzen durchaus berechtigte Schreckensbilder vor das Rathaus malte: „Stell Dir vor, Dein Kind erzählt zu Hause, dass der Schulfreund im Rollstuhl nicht mehr in der Klasse sei“ oder „stell Dir vor, Deine Enkelkinder fragen, was Du denn dagegen getan hast“.
Zufriedene Veranstalter mit Ideen für weitere Aktionen
Die kurzweilig und dennoch aufschlussreich gestaltete Versammlung wurde mit einem gemeinsamen Lied beendet, das viele Besucher und Besucherinnen überzeugt mitsangen: „Menschen, nehmt Euch bei der Hand, für Liebe, Frieden, Vielfalt hier im Land, für ein Miteinander…“. Ideengeberin Kim Krojer und Versammlungsleiter Michael Höller freuten sich mit ihrem gesamten Team über den Samen, den sie in der Hopfenstadt gelegt haben, und hoffen, dass daraus noch viel mehr entsteht. „Man ist nicht allein in so dunklen Zeiten, in denen so hässliche Parolen durchs Land gehen“, resümieren die beiden und hoffen, dass die Botschaft dieser friedlich verlaufenen Versammlung auch in die Familien, an die Kollegen und in die Nachbarschaften weitergetragen wird. Das Konzept, eine Demonstration „für“ etwas zu organisieren, und nicht „gegen“, ging jedenfalls voll auf. Und es gibt auch schon Ideen für weitere Aktionen für eine „Bunte Hallertau – Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt“.
Text: Ritsch Ermeier