Die Kolumne im FRANNS Magazin von Bench aka Benjamin Bauer

Der Knigge – ein Sammelsurium aus Benimmregeln und Möglichkeiten, wie man sich in diversen Situationen bestmöglich verhalten sollte, ohne dass sich die Mitmenschen angeekelt fühlen oder negativ über einen urteilen. Heute beschäftigen wir uns mit dem Fachhandel.

Fachhändler sorgen dafür, dass ihre Kunden ihr Leben gezielt verbessern können, indem sie über Komfort, Leistungen, Gefahren und Vorteile der jeweiligen Produkte unterrichtet werden. Am wichtigsten jedoch ist es, dem Kunden die jeweiligen Artikel zu fairen Konditionen und Bedingungen anzubieten. Was in der Theorie recht simpel erscheint, artet in der Praxis manchmal in einer verstörenden Katastrophe aus. Ausschlaggebend dafür sind die Eigenarten des Menschen – oder wohl eher die Unverschämtheiten, von denen sich manche sogar als fiese Verbrechen deklarieren lassen.

Das Döner-Attentat:

Bereits vor dem Betreten des Ladens erblickt der arme Fachhändler aus den Augenwinkeln die in Mitleidenschaft gezogene Serviette, die der Täter mitten am Parkplatz entsorgt, obwohl einige Meter weiter ein öffentlicher Mülleimer zur Verfügung steht. Wenige Augenblicke später betritt er das Gebäude und versucht , sich mit einem Biogasangriff (bestehend aus Knoblauch- und Zwiebelaroma) gezielt an den Sinnesorganen der dort rotierenden Fachberater zu vergehen. Im schlimmsten Fall begibt er sich anschließend in die direkte Gesichtsnähe des Beraters und befördert ihn mit einem geschickten Hauch ins Nirvana.

Der Zeit-Raub:

Mit viel Mühe und Überzeugungskraft schafft sich der Räuber eine Vertrauensbasis, damit er dem Fachhändler möglichst viele Informationen in möglichst kurzer Zeit entlocken kann. Um nicht aufzufallen, beteuert er ständig, wie stark sein Wille zum Kauf doch sei. Hat er seinen Informationshunger dann endlich gestillt, verlässt er unauffällig das Geschäft und ordert das eben besprochene Produkt bei einem weltweit operierenden Versandhandelsunternehmen.

Die Umtausch-Erschleichung:

Der Ganove erscheint mit seinem (angeblich vor wenigen Tagen in diesem Geschäft erworbenen) Produkt und möchte es umtauschen. An sein Gesicht kann sich natürlich keiner vom Personal erinnern und der Kassenzettel wurde laut seiner Aussage versehentlich von seinem Chinchilla gefressen. Er versucht mit einem bemerkenswert soliden Pokerface und schauspielerischen Fähigkeiten den Artikel, den er garantiert woanders bezogen hat, in Cash umzuwandeln, um daraus Profit zu schlagen. Oder weil er zu faul ist, ihn zurück zu schicken.

Die Rabatt-Lüge:

Der Modus Operandi des Lügners beginnt mit dem Flanieren durch den gesamten Verkaufsraum. Er grüßt mit übertriebener Höflichkeit jeden der anwesenden Mitarbeiter und legt an der Kasse erneut ein gigantisches Grinsen an den Tag. Anschließend setzt er alle Anwesenden darüber in Kenntnis, dass er mit dem Big Boss gestern Tennis gespielt hat, oder dass sie seit eh und je beste Freunde und Golfkollegen sind. Alles nur, um ordentliche Rabatte einzuheimsen. Kann man ja mal machen, wenn der Boss nicht anwesend ist. Blöd nur, wenn der Name des “guten Freundes” falsch ausgesprochen oder gar Namensteile komplett vertauscht werden.

Der Geduldsfaden-Terror:

Der Terrorist ist mit einer scharf geladenen, verbalen AK-47 auf Kriegsfuß mit jedem Verkäufer, der in seinen Gesprächsradius gerät. Er stellt extrem viele Fragen. Und sobald der Berater versucht zu antworten, lädt er das nächste Magazin und ballert etliche weitere Fragen hinterher – ohne dass der Verkäufer nur den Hauch einer Chance bekommt, eine davon zu beantworten. Der Terrorist kann diesen Angriff beliebig lange fortsetzen. Der Fachberater kapituliert letztendlich, um einer psychischen Beeinträchtigung am Ground Zero zu entgehen.

So ein Arbeitstag im Handel kann schon gefährlich werden. Also seid brav und anständig zu den Menschen, die ihr dort vorfindet. Wenn ihr euch mit keinem der genannten Delikte im Shop strafbar macht, so wird das mit Sicherheit vom Unternehmen und von den Fachberatern eures Vertrauens honoriert – versprochen!

Euer Bench