Perspektivenwechsel: Wenn gewohnte Wege zur Herausforderung werden – Frauen-Union Mainburg organisiert Rollstuhl-Tour durch Mainburg
„Morgen werden wir bestimmt alle Muskelkater haben!“, so lautete das einstimmige überzeugte Fazit der Teilnehmerinnen nach deren Rollstuhl-Tour am 04.07.2022 durch Mainburg. Knappe drei Stunden hatten die Damen um Frauen Union-Vorsitzende Maureen Sperling, unter ihnen auch Landtagsabgeordnete Petra Högl und Volkenschwands zweite Bürgermeisterin Gudrun Höfter, getestet, wie es sich anfühlt, im Rollstuhl zu sitzen und sich damit in anderer Perspektive auf altbekannten Wegen in Mainburg fortzubewegen.
Einweisung ins Rollstuhlfahren
Initiiert und organisiert wurde die Rollstuhl-Tour von CSU Stadt- und Kreisrätin Maureen Sperling, die als Leitung dafür Inklusionsbotschafterin Marion Huber-Schallner aus Abensberg gewinnen konnte. Huber-Schallner, die zudem Integrationsbeauftragte und dritte Bürgermeisterin der Aventinusstadt ist, erklärte den „Rolli-Testerinnen“ im Vorfeld, worauf es beim richtigen Rollen ankommt, welche Technik beim bergauf fahren hilft und wie man möglichst vorausschauend und folglich sicher fahren kann. Weitere Tipps gab es von Michael Seitz, dem Geschäftsführer des gleichnamigen Sanitätshauses aus Kelheim, das die Rollstühle für die Mainburg-Tour freundlicherweise zur Verfügung stellte. Er zeigte, wie man einen Rollstuhl richtig aufbaut und welche Technik überhaupt dahinter steckt.
Der Praxistest
Nach der Theorie folgt bekanntlich die Praxis und so starteten die Teilnehmerinnen in der Walther- Schwarz-Straße ihre Tour und wurden kurz darauf bereits an der Bahnhofskreuzung auf ihre erste Probe gestellt. Grüne Ampelphasen mögen für Fußgänger ausreichend lang sein, doch wenn man sich auf Rollen fortbewegt, kann es schon vorkommen, dass die Ampel bereits auf Rot springt, auch wenn man noch nicht das andere Ende des Übergangs erreicht hat. Eine weitere Herausforderung folgte zugleich an der nächsten Ampel am Krankenhaus. Eine „echte“ Rollstuhlfahrerin, die an der Tour teilnahm, zeigte den FU-Damen die Tücken dieses Übergangs auf. Nicht richtig abgesenkte Bordsteine machen dort die Überquerung auf Rollen schwierig und auch hier mussten die ungeübten Testfahrerinnen feststellen, wie es sich anfühlt, nicht weiterzukommen – auch wenn der Autoverkehr bereits wieder das Fahren begonnen hat. Marion Huber-Schallner, die seit einem schweren Autounfall 1996 an den Rollstuhl gebunden ist, versorgte die Teilnehmerinnen immer wieder mit hilfreichen Tipps und wusste weiter, wenn nichts mehr ging, beispielsweise weil der Rollstuhl sich in einem Gullideckel verfangen hatte. Doch nicht nur offensichtliche „Fallen“ wie Kanaldeckel, auch scheinbar ebenmäßig verlaufende Gehwege gestalteten sich als Herausforderung. „Viele der auf unserer Tour befahrenen Gehwege und Straßen in Mainburg fallen ganz leicht schräg ab und sind auch in ihrem Belag oftmals sehr gemischt, was zu einem Abdriften des Rollstuhls führt. Es kostet schon einiges an Muskelkraft und Konzentration, dort entlang zu fahren und die Spur zu halten“, so Maureen Sperling.
Hindernisse
Offensichtlich zur Herausforderung kommt es natürlich ebenso für Rollstuhlfahrer, wenn diese Zutritt zu Geschäften ohne barrierefreien Zugang haben möchten. Ohne Hilfe funktioniert das schlichtweg nicht. Marion Huber-Schallner zeigte anhand eines Innenstadtgeschäfts mit Treppen, wie man Rollifahrer am besten beim Zugang unterstützt und wie es wo zu zweit anzupacken gilt. Generell lautet ihr Tipp für alle Hilfsbereiten: „Rollifahrern nicht einfach ungefragt, Hilfe aufdrücken. Das kommt meist gar nicht gut an. Besser ist es vor die Person hintreten, ihr direkt in die Augen schauen und einfach fragen! Alles andere ist übergriffig.“
Fazit
Am Ende ihrer knapp dreistündigen Rollstuhl-Tour durch Mainburg waren sich die doch etwas erschöpften Teilnehmerinnen einig, viele neue wichtige Erfahrungen gemacht zu haben und ab sofort anders für das Thema Barrierefreiheit sensibilisiert zu sein. Maureen Sperling dankte allen für ihr Interesse an diesem Perspektivwechsel und überreichte Marion Huber-Schallner ein kleines Präsent als Dankeschön für ihr Kommen und ihre Expertise.
Im Bild (Anneliese Büchl): Marion Huber-Schallner (4.v.l.) führt die FU-Teilnehmerinnen um Stadträtin Maureen Sperling ((4.v.r) und MdL Petra Högl (2.v.l.)