„Die Gesundheit unserer Spieler geht vor“ – Mainburg zieht Landesligateam zurück – Schwere Vorwürfe gegen den BHV

Gut drei Wochen vor dem offiziellen Ende der Landesligasaison 2021/2022 zog der TSV Mainburg Handball die Notbremse. Die Handballabteilung nimmt die vom Verletzungs- und Corona-Pech schwer gebeutelte Mannschaft aus der Landesliga und steigt somit freiwillig ab. „Das war in unserer Situation die einzig logische Konsequenz und das traurige Ende einer Saison, die unter diesen Umständen in unseren Augen nicht hätte stattfinden dürfen“, so der, aktuell ebenfalls verletzte Kapitän des Landesligateams, Marius May. Die Niederbayern, die bereits seit Saisonbeginn immer wieder mit herben personellen Rückschlägen zu kämpfen hatten, können faktisch keine landesligafähige Mannschaft mehr auf die Beine stellen, wie man in den letzten Spielen deutlich erkennen konnte. „Wenn du zum Auswärtsspiel fährst und weißt, dass dein Ersatztorwart ein Spielertrikot mitnehmen muss, weil kein einziger Rechtsaußen mehr einsatzfähig ist, dann zweifelst du an der Sinnhaftigkeit“, sagt Cheftrainer Jan Klaus.

 

Coronachaos und Abstiegsregeln zerstören sportlich fairen Wettkampf

Von Seiten des Bayerischen Handball-Verbands (BHV) wurden für die Saison 2021/2022 einige Regelungen getroffen, die während des laufenden Wettbewerbs für mächtig Chaos sorgten und einen geregelten Saisonverlauf unmöglich machten.

So konnten Spiele aufgrund von Corona ohne Vorlage eines Testergebnisses kurzfristig und ohne Konsequenzen verlegt werden, teilweise kaum 24 Stunden vor Anpfiff. „Wir hatten Phasen in der Saison, da hatten wir drei Wochenenden hintereinander kein Spiel. Da soll man dann in Woche vier wieder einsatzfähig und gut vorbereitet sein? Unmöglich“, so Jan Klaus weiter. Aber nicht nur die coronabedingten Spielausfälle waren ein erhebliches Problem, auch die Infektionen selbst – so hat das Landesligateam teilweise über Wochen gar nicht trainieren können, weil ein Großteil der Mannschaft infiziert war und mit teilweise schweren Verläufen im Bett lag.

Mit dem Einsatz von Spielern, die eine Woche vorher noch mit Fieber im Bett gelegen hatten, sei eine Grenze überschritten worden, die man in der TSV-Vorstandschaft nicht mehr billigen konnte. Die Stimmen wurden immer lauter, so nicht weitermachen zu wollen. „Landesligahandball ist nach wie vor ein Amateursport und wir sehen nicht mehr ein, dass eine in allen Belangen verkorkste Saison, auf Kosten der Gesundheit der Spieler fortgeführt wird“, so Abteilungsleiter Fabian Kuhns, sichtlich erbost über den Umgang mit den Mannschaften durch den BHV. Die Krönung war dann aber eine E-Mail des des Bayerischen Handball-Verbands (BHV) vor ein paar Wochen, in dem festgelegt wurde, dass alle Spiele, die bis zum 8. Mai 2022 nicht gespielt sind, aus der Wertung fallen würden. Die Konsequenz: Ein Terminchaos, das es in der Form noch nie gegeben hat. Für die Mainburger wären das sechs Spiele in den letzten drei Wochen der Saison gewesen. Der Spaß am Sport sei schon lange in den Hintergrund gerückt, bemerkten Spieler und Offizielle und das nicht nur im eigenen Verein. „Die Mannschaften sind müde. Jeder ist froh, wenn dieser „Zirkus“ dieses Jahr endlich ein Ende findet“, stellt Marius May weiter fest.

 

Entscheidung einvernehmlich und mit der gesamten Mannschaft abgestimmt

Die Entscheidung, wie man mit der Saison weiter vorgehen solle, wollten die Offiziellen aber vor allem den Spielern selbst überlassen. Da war die Meinung innerhalb der Mannschaft dann durchweg die Gleiche. Sechs Spiele in drei Wochen mit den noch übrigen Spielern wäre nicht umsetzbar. So wurde entschieden, dass man den Abstieg in Kauf nimmt.

 

Abstieg mehr Chance als Rückschlag

Die Mainburger sehen den Abstieg in die Bezirksoberliga (BOL) als Chance, da man durch das andere Niveau deutlich leichter junge Spieler in den Herrenbereich integrieren kann. „Der Sprung aus der Jugend, direkt in eine Landesliga-Herrenmannschaft, ist unglaublich groß und war für viele Nachwuchstalente in letzter Zeit leider eine zu große Hürde“, beobachtete Cheftrainer Jan Klaus. Nun hat man die Chance, diese Lücke auch langfristig zu schließen und wieder eine landesligafähige Truppe mit den eigenen Leuten aufzubauen.

 

Foto: Christian Heinzinger