Brand(Kultur)Halle wird zur musikalischen Feldmausehöhle

Wer kennt sie nicht? Die Geschichte von der Feldmaus Frederick, die nicht wie die anderen Feldmäuse für den Winter Körner und Nüsse sammelt, sondern Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Und in dem Moment, als es die anderen in der dunklen Jahreszeit dringend brauchen, ermöglicht sie damit Träume und Hoffnungen.

Am Samstag, 30.04.2022 und Sonntag, 01.05.2022 wurde das Hallertauer Kammerorchester unter der Leitung von Erwin Weber gleichsam zur Feldmaus Frederick und brachte musikalisch den Konzertbesucher mit der Komposition „Frühlingsboten“ von Gerhardt Boesl Sonne in die Herzen und bunte Klangfarben, die zum Phantasieren, zum Erholen und zum entspannten Lächeln einladen. Und das in einer Zeit, die von Vielen als Grau und bedrückend empfunden wird. Für die guten Worte zwischen den Musikstücken waren der Autor Georg Harrieder und Christoph Kempf zuständig.

Zusammen mit Erwin Weber präsentierte sich das Hallertauer Kammerorchester als homogenes Ensemble, dem nicht nur die Freude am Musizieren anzusehen war, sondern die auch den Eindruck hinterließen, dass sie emotional einen Zugang zu Boesls Musik gefunden haben. Nach dem Auftakt mit dem englischen Frühlingsklassiker „Greensleeves“ zeichnete das Orchester Stationen des Frühlings nach, wie den flirrenden Frühlingsbeginn, das Tauwetter mit den Rinnsalen, die in Bäche und Flüsse münden, dem etwas zurückhaltenden Kinderreigen, das feine Blütengeflüster, den farbigen Regenbogen, die Sehnsucht nach der Ferne und der Heimkehr.

Ganz am Schluss zitieren die beiden souveränen, poetischen und spaßigen Moderatoren Christoph Kempf und Georg Harrieder den Dichter Jean Paul: „Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt, wann man ihn am dringendsten braucht!“ Tatsächlich: dieses Konzert kam zur richtigen Zeit und hinterließ, angelehnt an die Worte der Lyrikerin Roswitha Bloch, einen bunten und wunderbaren Regenbogen auf die Seelen der Besucherinnen und Besucher. So schön kann eine Industriehalle sein, wenn sie zur Mäusehöhle wird.

Text: HKO, Fotos: Renate Niedermeier