Jedes Jahr im April macht die Fashion Revolution Week auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Textilwirtschaft aufmerksam. Fairtrade fordert gemeinsam mit anderen Akteuren eine nachhaltigere Textilindustrie. Anlass ist der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch im April 2013, bei dem über 1.100 Menschen starben.

Rana Plaza, ein Gebäude in Bangladesch, beherbergte eine Reihe von Bekleidungsfabriken, in denen rund 5.000 Menschen beschäftigt waren. Die Menschen in diesem Gebäude stellten Bekleidung für viele der weltweit größten Modemarken her. Bei dem Einsturz starben mehr als 1 100 Menschen – zumeist junge Frauen – und weitere 2 500 wurden verletzt, womit es sich um die viertgrößte Industriekatastrophe der Geschichte handelt.

 

Textilindustrie nicht nachhaltig

Die globale Textilindustrie ist alles andere als nachhaltig. Die sozialen und ökologischen Auswirkungen sind verheerend – eine Entwicklung, die durch die Zunahme der Fast Fashion, also der billigen Mode mit immer kürzerer Nutzungszeit, noch beschleunigt wird. So landen von den rund 150 Milliarden Kleidungsstücken, die pro Jahr produziert werden, rund 60 % nach einem Jahr in der Altkleidersammlung oder auf der Mülldeponie.

Die Herstellung von Textilien ist ein sehr Ressourcen intensiver Prozess. Schätzungen zufolge entstehen allein bei der Herstellung von Bekleidung rund 10 % der jährlichen weltweiten CO2-Emissionen. Hinzu kommt ein enormer Wasserverbrauch bei der Baumwollproduktion und den weiteren Verarbeitungsschritten. Darüber hinaus belasten Pestizide beim Baumwollanbau sowie mehrere hundert verschiedene Chemikalien bei der Stoffproduktion und beim Färben die Umwelt. Mehr als 80 % der Baumwollpflanzen sind zudem gentechnisch verändert.

Für die Produktion eines T-Shirts werden etwa 2.700 Liter Wasser eingesetzt. Zum Vergleich: Eine Badewanne fasst ca. 150 Liter.

 

Textilindustrie unsozial

Auch was die sozialen Bedingungen angeht, ist ein Großteil der konventionellen Textilwirtschaft mit zahlreichen Problemen behaftet. Angefangen beim Einsatz von Kindern bei der Baumwollernte bis hin zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken mit zu langen Arbeitszeiten, sexuellen Übergriffen und zu geringen Löhnen, die oftmals nicht zum Leben reichen.

Hinzu kommen die Gefahren durch marode Gebäude und fehlende Brandschutzvorrichtungen, die häufig zu Unfällen mit fatalen Folgen führen. Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013 gilt als trauriger Höhepunkt.

 

Mehr Nachhaltigkeit gefordert

Politik, Wirtschaft und Verbraucher*innen sind dringend gefordert, sich für mehr Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft einzusetzen. Mit der Verabschiedung des Lieferkettengesetzes ist die Bundesregierung einen ersten Schritt gegangen, Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit entlang ihrer globalen Lieferketten zu verpflichten.

Aus Sicht von Fairtrade müssen diesem Schritt weitere Schritte folgen. Der Faire Handel stellt das Gemeinwohl in den Mittelpunkt seines Wirtschaftens, nicht den schnellen Profit. Mit verschiedenen Instrumenten setzt sich der Faire Handel konkret für die Verbesserung der ökologischen und sozialen Bedingungen in der Textilindustrie ein. Unter anderem ist die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation vorgeschrieben, die z.B. den Einsatz von ausbeuterischer Kinderarbeit in allen Stufen des Produktionsprozesses verbieten.

Der Fairtrade-Textilstandard sieht vor, dass innerhalb eines festgelegten Zeitraums die Zahlung von existenzsichernden Löhnen in allen Verarbeitungsstufen erreicht werden muss.

Der Einsatz von gentechnisch veränderter Baumwolle ist im Fairen Handel verboten und umweltschonende Produktionsweisen werden gefördert. Mit Trainings und Beratungen unterstützt der Faire Handel seine Handelspartner bei der Erreichung der Ziele. Da über 80 % der in der Textilindustrie Beschäftigten Frauen sind, hat der Faire Handel insbesondere die Verbesserung ihrer Situation im Blick.

„Auch in Mainburg bieten bereits zahlreiche Einzelhändler Textilien aus fairem Handel an. Neben Bettwäsche, Handtüchern, Sportbekleidung kann man in den Geschäften auch Modebekleidung finden, die das FairWear-Siegel tragen“, so Elisabeth Krojer, Sprecherin der Mainburger Fairtrade-Steuerungsgruppe.