„Hallertauer Kammerorchester“ blendet Pandemie für eine Stunde aus

„Freude – Mühe – Leidenschaft“, so war das Konzert des „Hallertauer Kammerorchesters“ am vergangenen Sonntag, 24.10.2021 überschrieben. Dass viel Mühe in einem solchen Konzertnachmittag steckt, kann man als Zuhörer zumindest erahnen. Und es muss gleich vornweg klar gesagt werden, dass es sich für alle Seiten gelohnt hat, und dass diese Mühe in eine erfolgreiche, weil vielfältige und abwechslungsreiche Zeit mündete, die mit Freude und Leidenschaft gestaltet wurde. Die 65 Minuten Konzert vergingen wie im Flug, viel zu schnell und auch die zwei Zugaben waren noch zu wenig.

Das HKO verfügt über wunderbare Musiker*innen, die durch neue Gesichter, auch junge Menschen, ergänzt werden. Es ist frappierend, wie es Pfarrer Frank Möwes gelingt, solche Instrumentalisten immer wieder nach Mainburg zu holen. Das klappt sicherlich auch deswegen, weil Gerhardt Boesl mit im musikalischen Boot sitzt und arrangiert, komponiert und die Musik den Beteiligten auf den Leib schneidert, was beim größten Teil der Werke der Fall war. Forsch voranschreitend mit „Chariots of Fire“, mit unterschiedlichsten Erinnerungen an die vergangenen Monate bei der „Sommerwanderung“, mit aufwühlenden Momenten bei „Prime“ und mit einer großen Erleichterung bei der „Choral Suite“ und zuletzt mit einem fröhlichen Ohrwurm vom „Finale“, bei dem die Pianistin Gerda Fischer ihr hervorragendes Können zeigte.

Die Musik wurde begleitet von Maureen Sperling, einer der Kulturreferentinnen der Stadt Mainburg. Sie moderierte mit einer sehr angenehmen, gewinnenden Art und mit klarer, deutlicher und deshalb gut verständlicher Sprache.

Eine Besonderheit des Orchesters war diesmal, dass nicht nur alle miteinander musizierten, sondern die einzelnen Instrumentengruppen ihr Solostück hatten. Bei den Streichern war dies das Stück „Palladio“, bei dem auch die Information von Maureen Sperling interessant war, dass sich der Komponist Karl Jenkins an den Entwürfen des Renaissance-Architekten Palladio orientierte. Die Konzertmeisterin Hildegard Surner und die Stimmführerin der zweiten Geige, Julia Reiner, waren dabei die Solistinnen.

Anschließend pfiffig und fröhlich das Holzbläserquartett mit drei kurzen Sätzen von Otto Schwarz. Schön zu sehen, generationsübergreifend von der jungen Christiane Rummel an der Querflöte über die Oboistin Maria Chacon, die dann noch bei der zweiten Zugabe den Zuhörer*innen einen Gänsehaut-Moment herbeizauberte, bis zum Grand Seigneur Gerhardt Boesl am Fagott. Und ebenso schön zu sehen, dass das Quartett von Élio Carneiro, dem Kirchenmusiker der katholischen Pfarrei an der Klarinette ergänzt wurde. Wie man aus informiertem Munde hört, arbeiten er und der musikalische Leiter des Abends, der evangelische Pfarrer, auch beim Konzert am 21.11.2021 in der Stadtpfarrkirche zusammen.

Apropos Möwes. So ein Konzert souverän und leidenschaftlich zu dirigieren ist eine Sache. So hat man Möwes in Mainburg schon öfters erlebt. Aber zusätzlich dazu alles Drum-Rum zu organisieren, ist das andere, für das auch Möwes verantwortlich zeichnet: Stückauswahl, Orchesterzusammensetzung, viele E-Mails zur Information und Absprache, Bereitstellung des Proberaums, Terminkoordination, Plakatentwürfe, Vorbereiten des Kartenverkaufs, Öffentlichkeitsarbeit, Bestuhlung, und – wie uns verraten wurde – Versorgung der Musiker*innen mit Getränken, Quarkbällchen und Käsestangerl. Vielleicht kommen Musiker*innen auch deshalb gerne nach Mainburg, weil dies alles sehr gut funktioniert. Dazu kommt die eingebaute Bühne, die die Brandhalle in einen echten Konzertraum verwandelte. Sie wertete die Beteiligten Akteure zusätzlich auf.

Die gelungene Veranstaltung wird bei allen noch lange nachwirken, mit Freude und Leidenschaft. Und wenn die evangelische Kirchengemeinde letztendlich eine schöne Summe für den Neubau des Gemeindehauses erlösen konnte, sei es ihr von Herzen gegönnt.

 

Foto: Renate Niedermeier