Weltweite Hopfenanbaufläche steigt, Erntemenge geht zurück, Corona bedingte Verluste am Biermarkt deutlich geringer als erwartet 

Am 23.07.2021 wurde der BarthHaas-Bericht am Standort Mainburg vorgestellt. Der Autor des Berichts Heinrich Meier (rechts) und Peter Hintermeier, Einkaufsleiter des Nürnberger Hopfenhandelshauses gingen dabei auf die Entwicklungen von Hopfenanbaufläche, Erntemenge und Bierproduktion weltweit ein. Der BarthHaas-Bericht erscheint seit ca. 1877 mit kurzen Unterbrechungen jedes Jahr darf auf seinem Gebiet als Standardwerk bezeichnet werden.

 

Hopfenanbaufläche steigt, Erntemenge geht zurück

Die weltweite Anbaufläche für Hopfen ist 2020 das siebte Jahr in Folge gestiegen. Die USA sind mit einem Anteil von 40 Prozent das Land mit der weltweit größten Hopfenanbaufläche, gefolgt von Deutschland mit 33 Prozent und Tschechien mit 8 Prozent. Das geht aus dem BarthHaas-Bericht Hopfen 2020/2021 hervor, den der weltweit führende Hopfenspezialist im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am 22. Juli vorstellte. 2020 stieg die weltweite Anbaufläche für Hopfen um 1,3 Prozent auf 62.366 Hektar. Trotz einer größeren Anbaufläche lag die Erntemenge um 7.500 Tonnen unter dem Vorjahr. Die Hälfte dieses Rückgangs liegt in einer unterdurchschnittlichen Ernte in den USA begründet. „In den USA haben uns die Effekte der Klimakrise im letzten Jahr erstmals richtig spürbar erwischt: In Nachbarschaft unserer Anbaugebiete wüteten zu Erntebeginn Waldbrände. Die klimatischen Umstände, die diese Waldbrände schürten, führten auch zu außergewöhnlich heißen Winden am Anfang der Ernte, die die Erträge über 10 Prozent schmälerten“, erklärt Alexander Barth, der für den US-Markt verantwortliche Gesellschafter des Familienunternehmens.

 

Alphasäure auf Allzeithoch

Neben der Erntemenge ist die Alphasäure ein entscheidender Faktor der Hopfen- und Bierbranche. (Erklärung: Die Alphasäure ist der für das Bierbrauen wichtigste Bestandteil des Hopfens und für die Bittere des Biers verantwortlich.) „Auch wenn die geerntete Alphamenge nur geringfügig über dem Vorjahr liegt, ist es dennoch ein neuer Allzeitrekord und das, obwohl die Erntemenge um 6 Prozent unter dem Vorjahr lag“, sagt Heinrich Meier, der Verfasser des HopfenBerichts. Auch 2021 verlief der Beginn der Vegetation nicht optimal. In Europa war es meist zu kühl, mit der Folge eines Wachstumsrückstands Ende Mai von bis zu zwei Wochen. Inzwischen gab es Unwetter mit Hagelschäden in Hopfenanlagen in Tschechien, Polen und in Deutschland (Anbaugebiet Tettnang). In den USA macht eine Hitzewelle dem Hopfen zu schaffen. Die weitere Witterung entscheidet letztendlich darüber, wieviel Hopfen und welche Hopfenalphamenge dem Markt zur Verfügung stehen wird.

 

Hopfenüberschuss durch sinkenden Bierausstoß

„Das Hopfenangebot der Ernte 2020 wird den Bedarf im Braujahr 2021 übersteigen. Der Markt wird somit das zweite Jahr in Folge einen Hopfenüberschuss aufweisen“, so Meier. „Die Preisreaktionen auf dem Hopfenmarkt waren jedoch gering, weil dem Markt unter anderem aufgrund der sehr hohen Vorvertragsquoten und der schwachen Ernte in den USA nur wenig Spotmenge zur Verfügung stand“, erklärt Meier.

Abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie müsse auch in den nächsten Jahren mit einer schwachen Nachfrage gerechnet werden. „Die internationale Hopfenwirtschaft kann der Überproduktion nur mit Flächenanpassungen begegnen. Diese sind dringend erforderlich, um sich einem Marktgleichgewicht wieder annähern zu können“, sagt Meier.

Alexander Barth gibt jedoch zu bedenken: „Eine Überproduktion kann in diesen Zeiten klimabedingt ganz schnell in einen Mangel umschlagen. Die Ernten sind nicht mehr so planbar wie früher und die Erträge schwanken stärker.“ Die Brauwirtschaft tue gut daran, höhere Bestände zu halten, um einen Puffer für magere Zeiten zu haben. „Alles in allem sehen wir herausfordernden Zeiten entgegen.“

 

Biermarkt 2020: Verluste deutlich geringer als erwartet

Corona und die damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens setzen weltweit auch der Braubranche zu. Das lässt sich deutlich an der Entwicklung des Bierausstoßes 2020 ablesen: Er sank in dem Jahr der Pandemie um 4,9 Prozent auf 1,82 Milliarden Hektoliter und damit auf das Niveau von 2008. Das geht aus dem BarthHaas-Bericht Hopfen 2020/2021 hervor, den der weltweit führende Hopfenspezialist im Rahmen einer OnlinePressekonferenz am 22. Juli vorstellte.

Dennoch seien die Aussichten für die Bier- und damit auch die Hopfenbranche gut, zeigt sich Alexander Barth, der für den US-Markt verantwortliche Gesellschafter des Familienunternehmens, überzeugt. „Erfreulicherweise ist der Bierkonsum weltweit längst nicht so stark eingebrochen wie prognostiziert wurde.“ Das bekräftigt auch der Verfasser des Hopfen-Berichts Heinrich Meier: Noch im Oktober letzten Jahres sei man aufgrund der Ausbreitung von Covid-19 von einem Minus zwischen 8 und 14 Prozent ausgegangen.

Von der negativen Entwicklung im vergangenen Jahr war, den Erhebungen zufolge, die Mehrzahl der insgesamt 172 Erzeugerländer betroffen: 97 mussten einen Rückgang hinnehmen, Zuwächse waren nur in 37 Ländern zu verzeichnen.

 

Deutschland liegt mit Minus im weltweiten Trend

Mit einem Minus von 5 Prozent liegt der deutsche Biermarkt laut dem aktuellen BarthHaas-Bericht im weltweiten Trend und behauptet mit nunmehr 87,0 Millionen Hektolitern Ausstoß seinen fünften Platz im internationalen Ranking der führenden Biernationen. Die Plätze 1 bis 4 nehmen unverändert China, die USA, Brasilien und Mexiko ein. Etwas mehr als die Hälfte des weltweit erzeugten Bieres wurde 2020 in diesen Ländern gebraut.

Während die Staaten der Europäischen Union 2020 deutlich ins Minus gerieten (Großbritannien -6,9 Mio. hl, Spanien -4,8 Mio. hl, Deutschland -4,6 Mio. hl), konnten die Länder des übrigen Europas dank einer positiven Entwicklung in Russland (+2,5 Mio. hl) unter dem Strich sogar ein kleines Ausstoßplus erzielen. Insgesamt sank der Ausstoß in Gesamteuropa um 29 Millionen Hektoliter bzw. 5,5 Prozent.

Kleines Plus in Amerika steht hohen Verlusten in Asien gegenüber

Der Biermarkt in Amerika zeigte sich hingegen robust und erreichte eine geringe Zunahme von 6 Millionen Hektolitern (+1,0 %). Das Wachstum kam aus Brasilien (+7,1 Mio. hl) und Mexiko (+2,7 Mio. hl). Das Ergebnis in Asien mit einem Minus von 61 Millionen Hektolitern (-10,0 %) war indessen stark geprägt durch Rückgänge in China (-35,4 Mio. hl) und Indien (-9,8 Mio. hl).

Der geringere Ausstoß in Südafrika (-6,5 Mio. hl) und in den meisten ostafrikanischen Ländern konnte durch die Länder Westafrikas mit meist höheren Bierproduktionszahlen nicht ausgeglichen werden. Für den gesamten Kontinent blieb daher am Ende ein Minus von 9 Millionen Hektolitern oder 6,5 Prozent.

Erwartungen des Managements vorsichtig optimistisch

Mittlerweile werden die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in manchen Ländern zwar gelockert. Die unterschiedliche Entwicklung in den verschiedenen Regionen der Welt mache es dennoch weiterhin schwierig, zuverlässige Aussagen über den Gesamtmarkt und die globalen Auswirkungen zu treffen, so Heinrich Meier in seinem Ausblick. Der weltweite Bierausstoß werde aber wohl 2021 erneut geringer ausfallen als 2019, prognostiziert er.

Gleichwohl blickt das BarthHaas-Management insgesamt optimistisch in die nähere Zukunft. In den USA seien bereits viele Menschen geimpft und das Leben normalisiere sich endlich wieder, freut sich Alexander Barth. Das gelte bald auch für viele andere Länder, ist er zuversichtlich. „Mit fallenden Restriktionen und den Geldspritzen, die besonders wirtschaftlich starke Nationen bekommen haben, wird der Konsum wieder angekurbelt. Der Nachholbedarf ist groß.“

 

Text/Grafiken: BarthHaas