Vom Singknaben im Stimmbruch zu den Parlaments-Stenografen 

„Einer der Edelsten und Besten des bayerischen Volkes“ – Der Großvater war ein Mainburger, das Gymnasium der Hopfenstadt trägt seinen Namen. Die Rede ist von Franz-Xaver Gabelsberger.

Die Werkstatt für Schwarze Kunst bringt ein neues Buch heraus. Diesmal ist der Verleger Horst Pinsker auch gleichzeitig der Autor. Es geht um den „Nachbarn gegenüber“, um Franz Xaver Gabelsberger (9. Februar 1789 bis 4. Januar 1849), den Erfinder eines Kurzschriftsystems.

Horst Pinsker belegt anhand ausgewählter Quellen, Zitaten und Briefen mit seinen Schülern in diesem bibliophilen Büchlein, dass die Büste des großen Meisters zu Recht in der Ruhmeshalle an der Münchner Theresienwiese steht. Denn dort sind die „Edelsten und Besten des bayerischen Volkes“.

Die Leserinnen und Leser erfahren von der Kindheit Gabelsbergers in ärmlichen Verhältnissen, von seiner glücklichen Ehe, vom schmerzlichen Verlust seines Sohnes, dem Schicksal des vorzeitigen Ruhestandes, von vielen Anträgen, die „nicht willfahrt“ werden konnten, vom außergewöhnlich positiven Verhältnis zu einen Schülern, u.v.m.

Eingebettet ist die Geschichte des Erfinders in die Lebenswirklichkeit des Königreichs Bayern Anfang des 19. Jahrhunderts. Hier konnte Gabelsberger nach vielen Anläufen durch die Unterstützung der Könige Max I. Joseph und Ludwig I. seine Erfindung der Kurzschrift weiterentwickeln und ein glänzendes Gutachten von Johann Andreas Schmeller im Jahr 1829 brachte den Durchbruch.

Aus den „windigen Geschwindschreibern“ ist der höchst anerkannte Beruf des Parlaments-Stenografen geworden – sowohl in den Ständeversammlungen in Bayern ab 1827 als auch heute in den Landtagen, in Bundesrat und Bundestag. Horst Pinsker zeichnet den Weg von dem altrömischen Kurzschriftsystems in der Zeit Ciceros bis zur Deutschen Einheitskurzschrift. Dazu gibt es noch einen Schnellkurs, um auch Nicht-Stenografen die Systematik näher zu bringen.

Bei einer kurzen Zeitreise in die Litho-Werkstatt Alois Senefelders in die 1830er-Jahre sind die Leser*innen „live“ dabei, wenn die Seite 359 der „Anleitung zur deutschen Rede-Zeichen-Kunst oder Stenographie“ entsteht.

Einen besonderen Platz in diesem Buch nehmen auch die Mainburger Wurzeln Gabelsbergers – sein Großvater Thomas war 1726 in Mainburg geboren – ein. Von der Bäckermeistersfamilie, aus der drei Bürgermeister hervorgingen, über den „warmen Geldregen“ durch die „niederbayerische Erbschaft“ bis zum Gymnasium, das seinen Namen trägt und der Gabelsberger-Apotheke.

Horst Pinskers Büchlein mit liebevoll recherchierten Fakten liest sich sowohl sehr interessant als auch amüsant. Z. B. mit der kuriosen Geschichte um die Einweihung des Gabelsberger-Denkmals, mit einer pfiffigen Anekdote aus dem Bundestag und – eine nette „Bettgeschichte“ hat der Meister auch überliefert!

 

Details zum Buch:

• Erhältlich in Mainburg bei: Schreibwaren Weinmayer, Weinhaus Lutzenburger, Books & more
• Format 123 x 193 mm, 132 Seiten mit 40 Bildern
• Preis: 18,90 Euro (ISBN 978-3-920746-62-3)
• Online: www.pinsker.earth

 

Im Buch finden sich auch Beispiel für die Kurzschrift in Aktion

 

Bilder & Text: Werkstatt für Schwarze Kunst