Wie in allen Lebensbereichen sorgt die Corona-Pandemie auch im Schulbetrieb für starke Einschränkungen. Nachdem am 16.03.2020 alle Schulen geschlossen wurden, um die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen, sollen nun ab 27.04.2020 die Abschlussjahrgänge unter besonderen Rahmenbedingungen wieder an die Schulen zurückkehren. Eine Entscheidung, die zahlreiche Schüler der Abiturabschlussjahrgänge kritisieren und sich zur „Initiative faires Abi Bayern“ zusammengetan haben. 

Unterstützer der Initivative können sich online informieren:
www.instagram.com/initiativefairesabi.bayern
https://twitter.com/initiativefair1

 

Auch etliche Mainburger Gymnasialschüler der Abschlussjahrgänge stehen hinter dieser Initiative und nehmen dazu Stellung:

Die angeblich „Faulen“ melden sich zu Wort

„Ihr seid doch nur faul und wollt nicht lernen“. Das wird den Abschlussklassen 2020 gerade zur Genüge vorgeworfen. Doch die Bitte um das Ausfallen der Abschlussprüfungen hat rein gar nichts mit Faulheit zu tun. Wir handeln bei unserem Anliegen nicht egoistisch, sondern haben triftige und nachvollziehbare Gründe, weshalb es ungerecht wäre die Abschlussprüfungen stattfinden zu lassen.

Mit rund 136.569 Infizierten und bereits mehr als 3943 Todesfällen (Stand 17.04.2020) befindet sich Deutschland inmitten einer Pandemie, ausgelöst durch das noch größtenteils unerforschte Coronavirus. Nun wurden jedoch am Mittwoch, dem 15.04.2020, in einer Corona-Schaltkonferenz über die Köpfe der betroffenen Schüler hinweg einige Entscheidungen gefällt, mit denen sehr viele bayernweit alles andere als zufrieden sind. Ab dem 27.04.2020 sollen nun alle Abschlussklassen wieder den Schulweg antreten, um sich auf die anstehenden Prüfungen vorzubereiten.

Seit Wochen wird bereits mehr schlecht als recht versucht, den Schülern den versäumten Stoff mittels Online-Unterricht zu vermitteln. Hierzu kann man sagen, dass einige damit überfordert sind. Anstatt ihre Schüler zu unterrichten, versenden viele Lehrer ausschließlich Arbeitsaufträge und wälzen somit beinahe die gesamte Arbeit auf die Abiturienten ab. Mit ihren Problemen und Fragen allein gelassen, schaffen es viele nicht, sich den oftmals komplizierten Stoff selbst beizubringen – vor allem im Fach Mathematik, das für viele ohnehin schon ein Problemfach darstellt. Einige Schüler klagen auch darüber, dass sie zuhause nicht genügend Ruhe zum Lernen haben, da sie sich einen Laptop oder ihr Zimmer häufig mit mehreren Geschwistern teilen müssen. Der Online-Unterricht ist somit für die meisten kein ebenbürtiger Ersatz für den klassischen Unterricht, da er in vielerlei Hinsicht zu einer Schere zwischen den guten und schlechten Schülern führt. Ferner wird dies auch zu einer sozialen Frage, da Schüler aus einkommensschwächeren Familien bzw. Migrationshintergrund von vorn herein diskriminiert werden.

Die geforderte Einführung der strengen Hygienemaßnahmen ist in den Augen vieler nur schwer durchzuführen und noch viel schwieriger zu kontrollieren. Die Schüler haben verständlicherweise Angst davor sich zu infizieren, zumal viele von ihnen selbst eine Vorerkrankung aufweisen oder in einem Haushalt mit Risikopersonen leben. Keiner möchte somit sein nächstes Umfeld einer so hohen Infektionsgefahr aussetzen oder die Verantwortung für möglicherweise schlimme Konsequenzen tragen.

Daneben wird scharf kritisiert, dass die Schüler der Abschlussklassen keine Möglichkeit hatten, sich in Lerngruppen zusammenzufinden oder dringend benötigte Nachhilfestunden einzuholen.

Die Panik, die Angst und der Schrecken, aber auch die Ungewissheit und Hilflosigkeit machen vielen von uns zu schaffen. Wir, die Schüler, fühlen uns im Stich gelassen. Trotz zahlreicher Briefe und Vorschläge die im Kultusministerium eingegangen sind, sowie Petitionen und Schülerinitiativen die gestartet wurden, werden wir einfach überhört. Die Umstände und Bedingungen der momentanen Situation sind für den Großteil der Schüler Anlass genug, die Abiturprüfungen abzusagen und ein Durchschnittsabitur zu fordern. D.h. das keine Abschlussprüfungen abgehalten werden und ein Durchschnitt aus den bisherigen Halbjahren gebildet wird.

Text Stellungnahme: Jelena Gratz