Rund 60 Gäste von 2-stündigem Vortrag von Georg Brunner am 02.03.2020 beeindruckt

Mit dem Vortrag „Rettet die Bienen und die Bauern“ hat der konventionellen Hopfenanbau praktizierende Landwirt Georg Brunner aus Rudelzhausen/Moosbach, seine Eindrücke und Beobachtungen vorgestellt. Auch als Beiratsmitglied in der Kreisgruppe Freising des Bund Naturschutz ist sein Ziel, die derzeitigen Probleme und Differenzen von Landwirten und Naturschützern in einem gemeinsamen Miteinander zu lösen. Durch einseitige Betrachtungsweisen und Bevormundung wird häufig die Lage verschlechtert.

Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatte der ÖDP-Ortsverband Mainburg. Ortsvorsitzender Bernd Wimmer wies daraufhin, dass der Titel von Georg Brunners Vortrag der ursprünglichen Arbeitstitel des erfolgreichen Volksbegehrens der ÖDP namens „Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern, Rettet die Bienen!“ war. Wimmer zufolge entstand die Idee zu dieser Veranstaltung beim monatlichen ÖDP-Stammtisch, den Georg Brunner regelmäßig besucht. Die letzten Jahre arbeitete Georg Brunner als Sprecher der Rudelzhausener Bürgerinitiative gegen die Umfahrung der B301 um Rudelzhausen mit der ÖDP Mainburg zusammen, die sich ebenfalls für den Erhalt der Hallertauer Kulturlandschaft um Mainburg einsetzt.

Als Natur- und Umweltreferent der Stadt Mainburg begrüßte ÖDP-Bürgermeisterkandidat Konrad Pöppel diese sehr wertvolle Veranstaltung. Er erklärte, dass durch die Art des Wirtschaftes und die Zunahme der Menschen die Biomasse der Menschen zusammen mit den Nutztieren (Rinder, Schweine, Schafe, etc.) von etwa 3 % aller Säugetiere zum Zeitpunkt der industriellen Revolution auf derzeit etwa 97 % angestiegen ist. Die Biomasse der wildlebenden Säugetiere ist also von 97 % auf 3 % geschrumpft. Über wenige Schutzgebiete kann dieser Trend, der wohl auch alle weiteren Wildtiere und –pflanzen betrifft, nicht gestoppt werden. Alle zusammen müssen wir Bewirtschaftungsmethoden entwickeln, die neben dem Ressourcenschutz, ein Leben von allen Wildtieren und Wildpflanzen in der Kulturlandschaft ermöglicht. Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz steht hierbei im Zentrum.

Georg Brunner zufolge waren besonders die Veränderungen der Höfe in den Dörfern und auf dem Land gravierend und hinterließen Spuren nicht nur bei den Menschen, sondern auch in der gesamten Flora und Fauna. Ein Bauernhof an sich war noch in den 70iger Jahren ein großes „Biotop“. Sichtbar ist besonders der Rückgang vieler Vogelarten, welche auf den Höfen ideale Umweltbedingungen fanden. Der Rückgang der Stubenfliege, welche noch vor wenigen Jahrzehnten jährliche Insektenplagen mit sich brachte, durch das Höfesterben, das fehlende Vieh und aufgrund von Hygieneauflagen hat auch den Rückgang von Rauch- und Mehlschwalbe mit entscheidend verursacht, ist sich Brunner sicher. In Notzeiten waren Schwalben als Flugjäger nämlich absolut auf diese angewiesen. Die Ergebnisse der Krefelder Studie, welche 2016 den drastischen Rückgang der Insektenmasse belegte, sieht er konform mit seinen Beobachtungen. Er kommentierte weiter auch den Einfluss von Pflanzenschutzmittel wie Neonicotinoide und Glyphosat, sowie das Nitratproblem im Grundwasser.

Auch die nahezu unbekannten Auswirkungen auf die Biomasse der Insekten durch die großflächige Ausbringung von „Bazillus thuringiensis israelensis (BTI)“ wurden aufgezeigt. So werden beispielsweise nach Angaben aus Wikipedia durch die Arbeit der „Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Schnakenbekämpfung KABS“, allein am Rhein, die Schnaken auf einer Fläche von 6000 qm um 96 % reduziert. BTI ist bereits heute weltweit zur Moskitobekämpfung im Gebrauch, der genaue Umfang aber unbekannt. Leider verenden damit auch andere Insekten und es fehlt in Massen Nahrung für Fische, Amphibien, Vögel und viele andere Tiere. Zum Beispiel wird der Wirkstoff auch an der Donau in Kelheim in Mengen ausgebracht.

Dass ein Hopfengarten nicht nur eine monotone Sonderkultur, sondern insbesondere im Frühjahr eine sehr spezielle herrliche Blühwiese sein kann, zeigt Brunner anhand von Bildern mit Roter Taubnessel, Ehrenpreisarten und Mierenarten. Sonderbarer Weise sind es Auflagen des Landwirtschaftsamtes zum Umweltschutz, welche dieses Biotop in Zukunft durch Umackern und Einsaaten verhindern werden. Auch hier fehlt es am Erkennen von Zusammenhängen. Brunner drängte das Amt, dass bei ihm ein Versuch wissenschaftlich begleitet wird, der den Wert der Hopfengarten-Blühflora untersucht.

Viele der Auflagen oder Programm für Landwirte sind einseitig zielführend und bewirken Nachteile an anderen Stellen. Die Belastung der Landwirte mit unnötiger und zusätzlicher Bürokratie und Kosten darf auch nicht außer Acht gelassen werden, führt sie doch oftmals in der bäuerlichen Landwirtschaft zur Entscheidung, den Betrieb aufzugeben. Ziel der Behörden scheint eine großflächige industrielle Landwirtschaft zu sein, die bekannter Maßen für die Natur die weitaus schlechteste Lösung darstellt.

Dass man zum Erhalt der Artenvielfalt die Bauern und die Naturschützer braucht und ein „Zusammen und nicht Gegeneinander“ der beste Weg ist, war das Schlusswort des Referenten. Anschließend wurde mit den Besuchern der Veranstaltung, unter denen sich auch Prof. Andreas Segerer Insektenforscher von der Zoologischen Staatssammlung in München, befand, angeregt und fair diskutiert.