Auf Einladung des MAI Repair Cafés (www.facebook.com/mai.repair.cafe) in Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe des Bund Naturschutz Mainburg und des Reparatur Cafes Abensberg hielt der Berliner Stefan Schridde am 12.06.2018 einen informativen hochinteressanten Vortrag über „Geplante Obsoleszenz“.

Zu Beginn nannte Schridde vor den über 60 Zuhörern in der Mainburger Stadthalle einige von vielen Negativbeispielen: elektrische Zahnbürsten, in denen Akkus fest eingebaut und nicht austauschbar sind oder Druckerpatronen, mit denen man über 5.000 Seiten drucken könnte, die aber nach 1.500 Seiten automatisch signalisieren, dass sie ausgewechselt werden müssten oder Handmixer, in die Hersteller ungeschmierte Zahnräder aus Plastik einbauen, die in drei Jahren verschliessen sind. Stefan Schridde konnte auch belegen, dass Firmen und Konzerne diese Schwachstellen bewusst einbauen und nicht etwa, weil sie Kosten bei der Herstellung sparen könnten. Der Grund ist klar: der Konsum und Umsatz in gesättigten Märkten soll angekurbelt werden, was den kurzfristigen Gewinn und die Profite erhöht. Dabei gilt eben nicht zwangsläufig, dass ein teurer Preis für Qualität und billig für Murks steht. Nachgewiesen ist inzwischen, dass zu viele elektronische Geräte heute definitiv schneller kaputtgehen als früher.

Schridde, der deshalb die bundesweit aktive Organisation „Murks? Nein Danke!“ gründete, denkt dabei auch an die Folgen des Konsums für Mensch und Natur. In Müllkippen afrikanischer Städte landen die verbrauchten Konsumartikel europäischer Konsumenten; ein rücksichtsloser Weg um unseren Konsumschrott zu entsorgen. Schriddes These: „Der Lebensraum der Menschen wird durch die geplante Obsoleszenz mindestens ebenso folgenschwer transformiert wie durch den vom Menschen beschleunigten Klimawandel.“ Er legte fundiert mit Zahlen und Fakten dar, dass Haltbarkeit von Produkten die Märkte stimulieren würde und diese innovativ machen würde. Er wies auch auf das Leitbild der Vereinten Nationen (UNO) hin mit 17 Ziele für eine nachhaltige weltweite Entwicklung. Eines dieser Ziele ist, weltweit für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster zu sorgen. Schridde machte deutlich, dass der Wandel zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die natürlichen Grenzen unseres Planeten respektiert, nur gelingen kann, wenn wir unsere Konsumgewohnheiten und die Hersteller ihre Produktionstechniken umstellen.

Daher betonte er, dass jeder einzelne seine Kaufentscheidungen überdenken sollte und beim Einkauf gezielt auf Haltbarkeit achten sollte. Schridde: „Wir können Produkte reparieren und länger nutzen, gebrauchte Güter kaufen, gemeinsam Güter nutzen und tauschen.“ So kann es beispielsweise günstiger sein, eine alte gebrauchte Waschmaschine zu erwerben, die vor Jahren langlebig oder zumindest reparierbar hergestellt wurde, als eine neue, in der mit viel elektronischem Schnickschnack eine kurze Lebensdauer „eingebaut“ ist. Schridde hob in diesem Zusammenhang auch die Repair Cafes hervor und lobte ausdrücklich die Arbeit des MAI Repair Cafes, das erste im Landkreis Kelheim. Mittlerweile gibt es auch Raparatur Cafes in Abensberg und Kelheim. Weitere in sind in Planung. Auch auf die politische Seite ging Stefan Schridde ein. In Frankreich gibt es inzwischen ein Gesetz gegen „Geplante Obsoleszenz“. Es drohen Unternehmern Geldstrafen von bis zu 300 000 Euro oder sogar Freiheitsstrafen, wenn sie die Produktlebensdauer nachweislich bewusst verkürzen. Hierzulande ist eine solche Entwicklung leider nicht erkennbar.

Nach der sich dem Vortrag anschliessenden Diskussion bedankte sich der Vorsitzende des MAI Repair Cafes, Bernd Wimmer, herzlich beim fachkundigen Referenten Stefan Schridde aus Berlin. Wimmer erklärte: „Die „geplante Obsolesenz“ ist Fakt und wurde auch von unseren Reparateuren im MAI Repair Cafe festgestellt. Um wirklich verantwortungsvoll mit Mensch und Umwelt umzugehen, muss sich vieles ändern. Sowohl jeder einzelne als Konsument als auch der Gesetzgeber ist gefordert. Daher freut es mich, dass mit Stefan Schridde ein engagierter ausgewiesener Fachmann heute eindringlich auf die Probleme hingewiesen hat und uns motiviert hat genau hinzusehen, um Änderungen weg von Murks hin zu Qualität zu erreichen.“