Am 18.02.2022 hatte Konrad Pöppel interessierte Mainburger und einen Vertreter jeder Stadtratsfraktion zum Seidlbräu geladen, um verschiedene Szenarien der Zukunft des Mainburger Christlsaals zu skizzieren. Schon in Kürze könnte der Abriss bevorstehen. Zahlreiche Stimmen bedauerten einen Abriss, aber auch Argumente gegen einen kostspieligen Erhalt wurden laut.
Hintergrund-Information
Warum wurde die heutige Veranstaltung organisiert?
Die Veranstaltung durch am Thema interessierte Bürger dient zur Information und zur Diskussion verschiedener Aspekte zum Thema „Christlsaal bzw. Christlareal“. Es soll die Bereitschaft von Bürgern zeigen, sich für das Thema „Christlsaal – Bürgerhaus“ zu engagieren, gerne auch mit Entwicklung als eine Art Kulturzentrum. Der Stadtrat müsste bei seiner Abwägung mit einem entsprechenden Beschluss diese Lösung ermöglichen. Der Plan der Initiatoren wäre, danach einen „Förderverein Christlsaal – Bürgerhaus“ zu gründen. Im Nachgang wären mit den Behörden satzungsrelevante Inhalte abzustimmen und dann eine Vorstandschaft zu wählen. Es gibt Bürger, die bereit wären, in einer Vorstandschaft mitzuarbeiten.
Aktuelle Situation:
Der Besitzer des Christlsaal-Areals mit Wirtschaft und „Schaubeck-Schreinerei“ möchte dieses Ensemble kurzfristig entwickeln. Ein Antrag auf Vorbescheid für eine Wohnbebauung mit Abriss des Christlsaals wurde in der öffentlichen Bauausschusssitzung am 13.01.2022 abgelehnt. Das Ensemble steht nicht unter Denkmalschutz. Eine Unterschutzstellung ist aufgrund schon vorgenommener „moderner Überformung“ schwierig und langwierig. Trotzdem ist die Jugendstilsaalarchitektur mit vielen sehr schönen Details wunderbar zu erleben.
Durch den noch laufenden ISEK-Prozess (ISEK = integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept, Infos: www.mainburg.de/seite/481630/isek-konzept.html) und Planungen der Stadt liegt dieses Areal im Bereich der Erhaltungssatzung für den Bereich „Salvatorberg“. Damit hat die Stadt ein Vorkaufsrecht, das aber bei religiösen Vereinigungen nicht gilt.
Technische Basisdaten:
Die nutzbare Fläche beträgt in unterschiedlicher Qualität knapp 1 500 qm.
- Saalbereich: ca. 300 qm (+ ca. 25 qm Schenke + 150 qm Galerie + 25 qm Abstellraum/Bar)
- Bühne incl. Nebenräume: ca. 100 qm + Bar bei Bühne: ca. 100 qm
- Bereich ehem. Tanzschule: ca. 190 qm
- Disko (Untergeschoss+ Funktionsräume): ca. 500 qm
- Terrasse (Westen, mit Bistroplanungen): ca. 100 qm
- Räume unter Untergeschoss (u.a. Heizöltank)
- Die jetzige befahrbare Fläche samt Parkplätzen müsste z.B. in eine öffentlich gewidmete Straße umgewandelt werden. Die genauen Grundstücksgrenzen wären zu definieren.
- Der Hang des Salvatorberges wäre mit Bestandteil des Christlsaalareal-Ankaufs.
- Die heutige Wirtschaft und die „Schaubeck-Schreinerei“ sind nicht Teil des Ankaufangebots.
Optionen:
Neben einem Abriss mit nachfolgender Wohnbebauung (Option 3) gibt es auch die Option (2) eines Betreibermodells für den Christlsaal durch einen Pächter oder Besitzer ohne Beteiligung der Stadt Mainburg, sofern hier Einigkeit zwischen Besitzer und Stadt erzielt werden kann. Bgm Helmut Fichtner bemüht sich dankenswerter Weise sehr, zumindest eine solche Lösung zu realisieren. Laut Stadtverwaltung gibt es ein Angebot des Besitzers, das Christlsaalareal an die Stadt zu einem bestimmten Preis abzutreten. Aufgrund der Struktur des Gebäudes und den Förderinformationen der Regierung (Inaussichtstellung von 60 – 80 % Förderung bei Ankauf/Sanierung des oben beschriebenen Umfangs) sowie dem Willen von Verwaltung und Stadtrat wäre die Realisierung eines Bürgerhauses mit Christlsaal wirklich möglich. Dies wäre die Option (1). Die Bedingung dabei ist, dass das Kulturzentrum mindestens 25 Jahre von der Stadt betrieben werden müsste. Eine Weitergabe an einen Pächter ist in dieser Zeit nicht möglich.
Mögliche künftige Nutzung bei einer Option (1) „Christlsaal – Bürgerhaus“:
- Der Saal wäre für Veranstaltungen aller Art nutzbar (Hochzeiten, Musik, Bälle, Jubiläen), aber auch außerhalb dieser Zeiten (Bewirtung im Cateringmodell).
- Neben dem eigentlichen Saal sind noch 2 hochwertige Nebenräume vorhanden, die unabhängig von einer Saalnutzung zur Verfügung stehen (Kinder-/Musik-/Kulturgruppen; Vereine, Firmen, Private; Konzerte, Kleinkunst, Vorträge, Tanzen, Lesungen, Versammlungsraum, Ausstellungsraum z.B. für Kunst und (Sozial-)Projekte; offenes Atelier, Proberaum für Musiker).
- Im Westen auf der Terrasse von ca. 100 qm kann wie schon einmal geplant ein Bistro oder eine Galerie geschaffen werden. Die heute als verkommen wahrzunehmende Westfassade kann damit deutlich aufgewertet werden (mit durchaus modernen Stilelementen).
- Realisierung einer Küche im Ensemble im Sinne eines Cateringkonzepts.
- Im Untergeschoss mit ca. 500 qm und 3,50 m Raumhöhe erscheinen auch soziale Räume machbar (Ausstellung, Proberäume, Kinderdisco, etc.).
Vorteile für die Stadt und die Bürger Mainburgs:
Der Betrieb durch die Stadt inkl. eines Bürgervereins „Christlsaal – Bürgerhaus“ wird mit geringem Risiko für möglich gehalten (vergleiche z.B. Musikschule, Hopfenhaus Steinbach).
Es wäre in Verbindung mit dem ISEK-Prozess ein Vorzeigeergebnis und würde deutlich zur Belebung der Innenstadt beitragen. Der 1912 eröffnete Jugendstilsaal könnte als Alleinstellungsmerkmal für Mainburg erhalten bleiben und mit auch modernen Elementen für die Zukunft gesichert werden (Sanierung mit feuerpolizeilichen und klimarelevanten Erfordernissen).
Es wäre auch ein Thema, das Vertrauen der Bürger gegenüber der Stadt schaffen kann, aber auch Vertrauen der Stadtverwaltung gegenüber den Bürgern, da ein erfolgreiches Betreiben in der Zukunft nur durch ein Miteinander von Bürgern und Stadtverwaltung möglich sein wird. Eine deutliche Belebung und Aufwertung der Mainburger Kernstadt, des Mainburger Kultur- und Vereinsbetriebs sowie eines Kristallisationspunktes „Wir sind Mainburg!“ wird erwartet.
Abwägung mit Option (2):
Option (2) ist gegenüber der Option (3) deutlich zu bevorzugen. Die favorisierte Option (1) der Initiatoren hat aber gegenüber der Option (2) folgende Vorteile:
- Ein Kulturzentrum ist für die Kernstadt eine deutlich stärkere Belebung. Ein Christlsaalbetrieb wie vor Corona trägt kaum zu einer Belebung der Innenstadt bei.
- Ein Kulturzentrum ist keine Gaststätte und steht damit nicht in Konkurrenz zu anderen Gasstätten. Vielmehr soll über eine Ganztagesnutzung die Innenstadt belebt werden, genauso wie mit größeren Veranstaltungen auch während der Woche. Die Versorgung solcher Veranstaltungen würde über ein Catering-Konzept ermöglicht.
- Bei Zusage der Förderung durch die Regierung von Niederbayern käme es auch zu einer Sanierung des Christlsaals mitsamt dem Baukörper (Feuerpolizei, Klimaschutz, etc.) und würde diesen neben der Aufwertung mittelfristig sichern. Auch Denkmalschutzaspekte würden berücksichtigt.
- Ein Förderverein würde die Stadtverwaltung finanziell sowie mit Fachexpertise bei Betrieb und baulichen Maßnahmen unterstützen.
Vorteile der Option (2):
Kein Engagement der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft notwendig.
Kein Finanzbedarf bei Invest und Betrieb für die Stadt. Bei Option (1) wird zu Organisation / Betrieb durch die Stadt ein Personalaufwand von einem halben „Mann-/Fraujahr“ abgeschätzt (ca. 50.000 Euro).
Quelle: Dr. Erika Fischer, Prof. Thomas Fischer, Hanns Seidl, Paul Kistler, Konrad Pöppel
In Kontext mit dem Umfeld:
- Ehem. Christlfunktionsgebäude im Besitz der Stadt: Hier wären sobald als möglich ernsthafte Planungen für eine Büronutzung (aber auch „Hochzeitssaal“) zu starten (evt. in Verbindung mit einem Parkhaus). Ein Parkhaus könnte bei Notwendigkeit auch ohne das angrenzende Winklerareal realisiert werden, sofern städteplanerisch notwendig (als 2.t beste Lösung).
- Winklerareal-Ost: Hier erscheint neben der Schaffung von Büroraum (im Erdgeschoss auch Geschäftsraum) insbesondere die Integration von Wohnungen (sehr gut für Ältere) gut vorstellbar. Daneben wäre natürlich die Schaffung von gemeinsamem Parkraum mit der Stadt sinnvoll, sofern städteplanerisch notwendig.
- Kopp-Brauerei Areal: Hier sind Wohnungen und Büros mit moderner Architektur denkbar (die Anlage eines Untergeschosses zum Parken der Fahrzeuge macht dort bis zu einer gewissen Menge auch Sinn).
- Mehr Büro-/Wohnraum in der Kernstadt erscheint sehr sinnvoll. Die oben erwähnten Bereiche sind dafür auch geeignet. Eine Wohnbebauung anstelle des Christlsaals wird als ungünstig angesehen (Lage, u.a. permanente Zu-/Abfahrt zum Salvatorberg).
- Neben Büro-/Wohnraum sind aber auch andere Themen neben Gaststätten für die Kernstadt notwendig. Ein „Kulturzentrum“ erscheint da ideal.
- Zum Thema „Parkraum und Verkehrsführung“ werden wichtige Impulse aus dem ISEK-Prozess erwartet.
- Die Öffnung der Innenhöfe der Stadtverwaltung und des Winklerareals hin zum Marktplatz erscheint auch als eine deutliche Aufwertung. Um diesen Innenhofbereich wären neben einem hochwertigen Außenaufenthaltsraum auch Kleingeschäfte denkbar.
- Bei größeren Veranstaltungen erscheint auch ein Shuttlebus-Konzept mit Parken am Griesplatz und der Festwiese möglich. Über den ISEK-Prozess ist auch eine Optimierung der Innenstadtverkehrssituation (fahrend + ruhend) das Ziel.