ALE-Leiter Hans-Peter Schmucker übergibt weitere 102.000 Euro für Biodiversitäts-Projekt im Landkreis Kelheim
Summende Bienen, krabbelnde Insekten, blühende Pflanzen: Geht es nach den Vorstellungen des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern, sollten alle ungenutzten Grünflächen – ob in privater oder öffentlicher Hand – im Idealfall so aussehen. Um die Biodiversität zu erhalten, beziehungsweise zu steigern, fördert die Behörde Projekte, die sich für den Erhalt von Ökosystemen und die Vielfalt von Lebensräumen mit den darin vorkommenden Arten stark machen. Eines davon ist das sogenannte „Eh-da-Projekt“ im Landkreis Kelheim, das in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. entstanden ist. Amtsleiter Hans-Peter Schmucker übergab Ende August 2024 an Bürgermeister Christian Nerb den Schlussbescheid in Höhe von 102.000 Euro.
So einfach wie genial ist die Idee, die sich hinter dem Projekt „Eh-da“ verbirgt, von dem die Gemeinden der drei Integrierten Ländlichen Entwicklungen Hallertauer Mitte, AbeNS und Donau-Laber im Landkreis Kelheim profitieren. „Eh da“-Flächen sind zumeist unbeachtete Wegränder, Brachflächen, Verkehrsinseln oder Straßenböschungen – sie sind eben „eh da“ im Sinne von „sowieso vorhanden“. Trotzdem können diese Bereiche ein ökologisch wertvolles Mosaik von Lebensräumen für Insekten werden. Die Vielfalt an blühenden Pflanzen bietet Nahrung und Schutz für Insekten und Vögel. Ein wichtiger Begleiteffekt ist, dass die extensiv genutzten Flächen einen positiven Effekt auf das Klima haben. Die vielfältigen und damit stabilen Pflanzenbestände binden vor allem in ihren Wurzeln langfristig Kohlendioxid und tragen somit zur Reduktion des Treibhauseffekts bei. Ganzjährige Pflanzenbestände verringern zudem die Erosion, sichern damit den wertvollen Oberboden und schonen unsere Gewässer vor Nährstoffeinträgen.
Für die Koordinierung der Umsetzung der Flächenaufwertung und Pflege ist die Biologin Michaela Powolny verantwortlich. Sie betont: „Die Flächen können zwar etwas „wild“ wirken, aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich der besondere Wert dieser Lebensräume“. Ziel der Maßnahme ist daher, Flächen ohne erkennbare Nutzung zur Steigerung der Biodiversität aufzuwerten und ökologisch wertvolle Blühflächen zu schaffen. Eh-da-Flächen sind in der Agrarlandschaft ein knappes Gut, deshalb ist es umso wichtiger, die letzten vorhandenen Rückzugsgebiete zu sichern und zum Schutz der biologischen Vielfalt effizient zu nutzen. Es wird auf Düngemittel sowie Pestizide verzichtet.
„Die Eh-da-Flächen sind auch deshalb ein besonderes Projekt, da sich die Kommunen von drei Integrierten Ländlichen Entwicklungen dazu bereit erklärt haben, Flächen für die ökologische Aufwertung zur Verfügung zu stellen“, erläuterte Schmucker bei der Übergabe des Schlussbescheids und betonte: „Der Landkreis Kelheim geht mit den Eh-da-Flächen einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Biodiversität und nimmt mit diesem Projekt eine Vorreiterrolle in Niederbayern ein.“
In den vergangenen vier Jahren wurden im Landkreis Kelheim 53 Eh-da Flächen angelegt. Weitere sind in Planung. Die Förderung erfolgte zum einen durch das ALE Niederbayern (Umsetzungsbegleitung), zum anderen durch die Regierung von Niederbayern aus Mitteln des Bayerischen Umweltministeriums, den Kommunen und dem Landkreis. Insgesamt hat das ALE Niederbayern das Eh-da-Flächen-Projekt mit rund 200.000 Euro unterstützt. Ursprünglich war die Förderung auf zwei Jahre angelegt, doch aufgrund des großen Erfolgs wurde sie um zwei Jahre verlängert. Nun ist der Grundstein gelegt, das Projekt läuft künftig ohne die Förderung durch das ALE Niederbayern weiter. Die Kosten für die Umsetzungsbegleitung übernimmt künftig die Regierung von Niederbayern.
Bürgermeister Christian Nerb von der Gemeinde Saal a.d.Donau, bei der in den vergangenen vier Jahren die fördertechnische Trägerschaft lag, ist voll des Lobes für das Projekt und bedankte sich bei Amtsleiter Schmucker für die finanzielle Unterstützung durch das ALE Niederbayern in den vergangenen Jahren: „Das Eh-da Flächen-Projekt ist für uns als Kommune eine einfache und vor allem praxistaugliche Möglichkeit, die Biodiversität in unserem Landkreis zu erhöhen.“ Besonders freute er sich auch über die wachsende Unterstützungsbereitschaft und Aufgeschlossenheit in der Bevölkerung.
Klaus Amann, Geschäftsführer des VöF ergänzte: „Das Projekt hat Vorbildcharakter. Die gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen und Akteuren wie dem Landkreis, den Naturschutzbehörden, den Kommunen, den Bauhöfen, den Kirchen und Landwirten erfordert eine gute Koordination, um die Theorie in die Praxis zu übertragen. Daher freuen wir uns, dass das Projekt in die Verlängerung geht.“
Im Bild: Übergabe des Schlussbescheides (von links): Andreas Ehlers, stellvertretender Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands Kelheim VöF, Hans-Peter Schmucker, Leiter des ALE Niederbayern, Umsetzungsbegleiterin Biologin Michaela Powolny und Bürgermeister Christian Nerb.
Foto: VG Saal an der Donau